Sexualität

Hier komme ich zu einem ganz heiklen Thema für transsexuelle Menschen.

Erst einmal hat der Begriff "Transsexualität" nichts mit der sexuellen Orientierung dieser Menschen zu tun, sondern beschreibt lediglich die psychische Identifizierung eines Menschen mit dem Geschlecht, das seinem eigenen körperlichen Geschlecht entgegengesetzt ist, fast immer verbunden mit dem Wunsch nach Geschlechtsangleichung. Einfacher ausgedrückt ist der Rollenwechsel von Man zu Frau (MzF) oder Frau zu Mann (FzM) damit gemeint.

Ich denke, dass es unter uns genauso viele pervers- und normal orientierte gibt, wie es das bei sogenannten Heterosexuellen (Heten) oder Homosexuellen (Schwulen / Lesben) auch gibt.

Karin und ich gehören der kleinen Minderheit von transsexuellen Frauen an, die ihre Sexualität in allen Richtungen auslebt, d. H. wir sind Bisexuell (Bi) und hatten sowohl vor meiner OP, als auch jetzt nach meiner OP, eine fantasiereiche Sexualität miteinander.

Für mich und mittlerweile auch für Karin, bedeutet Sexualität nicht das Allübliche "Rein und Raus", welches bei uns auch vorkommt, weil Karin noch ihren " Kleinen" ihr eigen nennt, aber ohne Hoden. Ich spüre lieber ihren Penis in mir, als irgendeinen leblosen Dildo, den ich sonst regelmäßig benutzen müsste, um meine neue Körperöffnung vor dem Schrumpfen zu schützen. Zur Einstimmung reicht bei mir ein zärtliches streicheln über Nacken, Rücken , Mund und Ohrläppchen. Übrigens ist mein Nacken die schönste aller erogenen Zonen geworden, wobei intensives Küssen und an den Brustwarzen streicheln dazugehört.

Meine Orgasmusfähigkeit hat unter der OP stark gelitten. Da die gesamte Scheide ein künstlich erschaffenes Organ ist, welches in den ersten 5-6 Monaten nach der OP völlig unsensibel ist (Bio-Frauen kriegen schon eine Gefühlskrise bei einem winzig kleinen Dammschnitt nach einer Geburt), so kommt doch die Empfindungsfähigkeit nach und nach wieder. Hier ist die Zeit der bestimmende Faktor. Meine Nach-OP ist jetzt genau 1 3/4 Jahre her und ich bekomme seit etwa 2 Wochen zum ersten Mal ein wenig Spaß am Vaginalsex mit Karin. Während ich als Mann den gesamten Penis (sexuelles Lustzentrum) in der Hand hielt oder in eine Vagina steckte, dann hatte ich eine beballte Menge an Hautkontakt mit ganz vielen kleinen Nervensensoren, die alles ans Gehirn übertrugen und ich bekam meinen Orgasmus ohne große Fantasien entwickeln zu müssen. Heute ist da nur die Eichel übriggeblieben und die ist soweit vergraben, das nur noch ein winziges Stückchen als "Klitoris" herausschaut. Ein direkte Berührung meine Klitoris, wie reiben oder saugen ist nicht drin, da ich dadurch ein unangenehmes Gefühl verspüre, welches sofort meine Fantasie killt. Jetzt werdet ihr sagen: "Wozu brauchst du denn überhaupt eine Klitoris?" Ich brauche sie, und zwar um zu meinem Orgasmus zu kommen. Im Moment ziehe ich mich damit zurück, denn selbst mit Karin zusammen schaffe ich es nicht zum Höhepunkt zu kommen. Ihre Nähe ist für mich ein Störfaktor. Nur wenn ich allein mit mir bin, kann ich meine Fantasien mit meinem Körper im Einklang bringen. Das Bedeutet, ich übe mit der Beckenbodenmuskulatur und übereinander gekreuzten Beinen einen indirekten Druck auf meine Klitoris aus und streichle dabei sanft bis Zart meine Brustwarzen. Hierbei ist das richtige Handling und Timing von großer Wichtigkeit. Je nach Hormonstatus ist dann der Orgasmus etwas heftiger oder nur ein Anflug von schönem Gefühl, welches nicht zum Höhepunkt kommt. Ist leider so. Ich hoffe, dass ich irgend wann einmal mit Karin zusammen zum Orgasmus kommen werde


Inas Scheide 6 Monate nach der Erst-OP


Hier ist deutlich die Klitoris zu sehen und darunter die Harnröhre.


Hier ist nur die Dammscheide sichtbar, der darunterliegende eigentliche Scheideneingang muss noch mit der Nach-OP frei gelegt werden. Leider ist auch dann der Eindringwinkel für den Mann gewöhnungsbedürftig.

Natürlich muss der Vaginale Sex geübt werden, denn das musst du lernen wie jede andere normale Frau auch. Wenn ich heute als Frau wie ein Maikäfer auf dem Rücken liege, meine Beine spreize und Karins "Kleiner" immer noch nicht kommt (IHM fehlt einfach der Testosteronschub), ja dann hasse ich die Stellung der Frau beim Männersex und ich kann mich in diesem Moment in meine Exfrau hineinversetzen, als sie beim Sex mit mir immer eine Flappe zog wie 3 Tage Regenwetter. Diese Stellung ist nicht nur unbefriedigend und anstrengend, nein sie ist zusätzlich noch erniedrigend. Ich mag die Missionarstellung gar nicht, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, da ihr Penis für andere Stellungen nicht geschaffen ist und mein Eindringwinkel ein anderer ist als bei einer Biofrau.

Ich denke, wir TS-Frauen müssen das Beste daraus machen.

Nach-OP vom Juli 1998


Scheide geschlossen


Klitoris sichtbar