Zitate: Gelesenes und Gehörtes, gesammelt von Eberhard Wegner
Zuletzt bearbeitet im Februar 2024
Weisheit
Wenn dich jemand will Weisheit lehren, da siehe in sein Angesicht. Dünkt er sich noch, und sei er noch so gelehrt und noch so berühmt, laß ihn und gehe seiner Kundschaft müßig. Was einer nicht hat, das kann er auch nicht geben. (Matthias Claudius, 1740–1815)
Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem andern zu. (Tobias 4,16, eine frühe Fassung der Goldenen Regel)
Viel leisten, wenig hervortreten, mehr sein als scheinen. (Alfred von Schlieffen, 1833–1913, über Moltke)
Allzeit: wie kann dieses besser gemacht werden. (Georg Christoph Lichtenberg, 1742–1799)
Was du immer kannst, zu werden, / Arbeit scheue nicht und Wachen; / Aber hüte deine Seele / Vor dem Karrieremachen. (Theodor Storm, 1817–1888)
Das Angenehme am Älterwerden: Mir gefallen immer mehr Frauenjahrgänge. (Gabriel Laub, 1928–1998)
Die Welt ist herrlich – die Welt ist schrecklich. (Helmut Gollwitzer, 1908–1993: Krummes Holz – aufrechter Gang; Thesenreihe V, Nr. 13)
Weltanschauungen
Vgl. Evolutionärer Humanismus, Hypothetischer Realismus
Zufällig bin ich verschont. Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren. (Bertolt Brecht, 1898–1956: An die Nachgeborenen)
Jede Regung im Bewusstsein korrespondiert mit einer messbaren physikalisch-chemischen Veränderung im Hirn.
(Ein Hirnforscher, 2023 im Radio, sinngemäß zitiert; vgl. Martin Bleif, Das Tier in uns, ISBN 978-3-608-96486-8, 2021)
Als zum ersten Mal ein Affe seine Augen zum Himmel erhob und Gott dafür dankte, ein Affe zu sein,, da war es ein Mensch. (Manuel Herder, 1966–?)
Früher hat man geglaubt, was man nicht wissen konnte. Heute wollen wir nicht glauben, was wir sicher wissen. Wie kommt das? (Eckart von Hirschhausen, 1967–?)
Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: wie dies stirbt, so stirbt auch er, und sie haben alle einen Odem, und der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh; denn es ist alles eitel.
Es fährt alles an einen Ort. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub.
Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre und der Odem des Viehes hinab unter die Erde fahre? (Kohelet 3,19–21)
Religionen
Wenn Glaube nicht aufbaut, von Angst befreit und menschlicher macht, hat man sich vielleicht in einer Religion verheddert.
(Peter Horton, 1941–2023)
Das Gegenteil von Glaube ist nicht Unglaube, sondern Angst. (Eugen Biser, 1918–?)
Meine Intention ist es, die Religion als eine gleichberechtigte Quelle neben Natur, Kunst und Kultur zu sehen. (Frido Mann, 1940–?, in Publik-Forum 8/2013)
Aberglaube bringt Unglück. (Vorsicht, listig, von dem Logiker Raymond Smullyan, 1919–2017, zitiert nach Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel, Motto)
Letztlich sind magische Rituale ganz banale Handlungsfolgen. Wichtig ist nur, was wir uns dabei denken. (Thomas Grüter, 1957–?: Magisches Denken. Frankfurt am Main 2010: S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-502-15158-6)
Christentum
Der negative Zentralbegriff des Buddhismus ist das Leid, der negative Zentralbegriff des Christentums ist die Schuld.
Man kann ihre positiven Begriffe ohne diese negativen nicht verstehen. [...]
Schuld ist Mangel an Liebe. [...] Der Wille kann aus eigener Kraft einzelne gute Taten tun, aber die Liebe kann er sich nicht geben.
Aber wenn wir ihre Möglichkeit einmal erfahren haben, so bleibt in uns das, was Gewissen genannt wird.
Wir wissen dann, daß wir ohne die Liebe das Entscheidende versäumen.
(Carl Friedrich von Weizsäcker, 1912–2007: Die Geschichte der Natur, XII)
Durch Jesus Christus sind wir aus der Illusion der eigenen Macht und Unabhängigkeit und der
mit ihr verbundenen Undankbarkeit befreit zu einem Leben, das sich geschenkt und getragen weiß,
sich nicht selbst zu sichern sucht und sich dem anderen in Liebe hingeben kann. (Rudolf Bultmann, 1884–1976)
Es kann die Ehre dieser Welt dir keine Ehre geben. Was dich in Wahrheit hebt und hält, muß in dir selber leben. (Theodor Fontane, 1819–1898)
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Matthäus
16,26)
Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen. (Don Bosco, 1815–1888)
Das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Lukas 17,21b)
In Demut achte einer den andern höher als sich selbst. (Philipper 2,3)
Joie, miséricorde, simplicité. (Freude, Barmherzigkeit, Einfachheit – aus der Regel der Gemeinschaft von Taizé)
Bei Gott ist kein Mensch unmöglich. (Ein Pfarrer, 1937–?, nach Lukas 1,37)
Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. (Dietrich Bonhoeffer, Mai 1944)
Das revolutionärste Buch, das wir haben, das Neue Testament, ist noch nicht erschöpft.
(Carl Friedrich von Weizsäcker: Bedingungen des Friedens)
Politik
Der Mensch ist aus krummem Holze geschnitzt. (Immanuel Kant, 1724–1804)
Vernunft hat in der Politik nur dann eine Chance, wenn sie zufällig mit Interessen übereinstimmt. (Bernhard Saß, 1938–2023)
Nein, nur ein bißchen Bescheidenheit. (Gustav Heinemann, 1899–1976, im Jahre 1973,
als während der Ölpreiskrise viele meinten, nun müßten wir den Gürtel enger schnallen)
Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein. (Jesaja 32,17)
Sinn
Der Unterschied zwischen Realität und Dichtung (fiction) ist, dass Dichtung Sinn ergeben muß. (Mark Twain, 1835–1910)
Die Welt an sich hat keinen Sinn, erst der handelnde Mensch verleiht ihn ihr, indem er für die Geknechteten und Entrechteten eintritt. [...] Es gilt, die Erde zu lieben, kühn und intelligent zu denken, klar zu handeln und zu wirken. (Albert Camus, 1913–1960: Der Mensch in der Revolte, Klappentext)