Weihnachtskrippen im Osnabrücker Land und im Emsland
Auch wenn in der Geschichte der bildenden Kunst die Geburt Christi unzählige
Male auf Bildern und Reliefs dargestellt worden ist, so zählt doch die
bildhafte Darstellung des Weihnachtsgeschehens in der Form von
Weihnachtskrippen zu den volkstümlichsten und originellsten Darstellungen.
Seit ihrer Verbreitung durch die Franziskaner und durch die Jesuiten in der
Mitte des-16. Jahrhunderts haben sich die Darstellungsformen der
Weihnachtskrippen, bezogen auf Gestalt, Material und Form zwar immer wieder
gewandelt, aber die Idee, die Ereignisse um die Geburt und die Kindheit Jesu
mit beweglichen Figuren nachzubilden, ist in nahezu allen christlichen
Gemeinden und Familien in der ursprünglichen Form erhalten geblieben. Wurden
die ersten Krippen noch überwiegend in Kirchen, Klöstern und Adelshäusern
aufgestellt, so kamen sie alsbald auch in die reicheren Bürgerhäuser und
schließlich -auch wenn sich die Materialien für die Figuren vereinfachten
-auch in die sogenannten "ärmeren" Familien, wobei die Papierkrippen,
Papierfaltkrippen und Krippen- figuren aus Plastik den größten Anteil hatten.
Heute finden wir ungeachtet der sozialen Schichtzugehörigkeit und ungeachtet
der Länder- und Glaubensgrenzen Weihnachtskrippen aus Holz, Wachs, Metall,
Textilien, Gips, Stroh, Kunststoffen und Papier.
Entwicklung der Krippendarstellungen
Während zu Beginn des Krippenbrauchtums überwiegend der Typ
"Nazarenische Krippe" oder "Orientalische Krippe", der
nach dem Ereignisort benannt wurde, bekannt war, änderten sich nach und nach
die Darstellungsformen. Als nächstes entwickelte sich die
"Landschaftskrippe", ein Krippentyp, der das Ereignis der
Menschwerdung Christi in eine bestimmte Region verlegte, wie z. B. nach
Bayern, nach Schwaben, nach Westfalen, oder aber auch nach Indien,
Südamerika, Afrika oder sogar nach Grönland. Eine weitere Darstellungsform
bilden die sozialkritischen Krippen, bei denen das Geschehen der Heiligen
Nacht in unsere Zeit versetzt wird, wobei die Heilige Familie mit Personen
dargestellt wird, die auch in unserer Zeit am Rande der Gesellschaft stehen.
Maria und Josef sind drogenabhängig, wohnungslos und verwahrlost. Sie suchen
Unterkunft unter Brücken, in Bahnhöfen oder in den Müllcontainern der
Hochhäuser oder sind auf dem Weg zum Sozialamt. Diese Darstellungsformen sind
sehr umstritten und finden, bei aller besonnenen Kritik gegen- über den
derzeitigen Krippendarstellungen, nur bei wenigen Krippenfreunden Zuspruch.
Eine letzte Gruppe bilden die Darstellungsformen, bei denen überwiegend
abstrahierte Einzelfiguren dargestellt werden. Diese Darstellungsformen, die
zur Zeit auch den Wandel in der Darstellung der Krippenkunst bestimmen,
finden bei jungen und auch bei älteren Menschen immer mehr Anerkennung und
dürften auch in Zukunft eine noch größere Bedeutung finden. Mit den
Weihnachtskrippen, die in den christlichen Familien und Gemeinden aufgestellt
werden, wird deutlich gemacht, dass hier Menschen versammelt sind, die es mit
der Aussage "Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens
sind", ernst meinen.
Szenarien einer Weihnachtskrippe
Eine Weihnachtskrippe wird allgemein als "Darstellung des Geschehens der
Heiligen Nacht mit beweglichen Figuren" beschrieben, wobei das Geschehen
selbst in verschiedenen Bildern dargestellt werden kann. Zu einer Weihnachtskrippe
gehören, wenn man sich an den Vorgaben der Jesuiten orientiert, mehrere
Krippenbilder, mit denen das Geschehen der Heiligen Nacht dargestellt werden
kann. Zu nennen sind hierbei die Verkündigung an Maria, der Besuch Marias bei
Elisabeth, der Aufruf zur Volkszählung, die Herbergssuche, die Geburt im
Stall und die Anbetung der Hirten, die Darstellung im Tempel, die Anbetung
der Heiligen Drei Könige, die Flucht nach Ägypten, der Kindermord, die
Rückkehr von der Flucht nach Ägypten, das häusliche Leben in Nazareth und der
12jährige Jesus im Tempel. Darüber hinaus sind Weihnachtskrippen auch immer
Kleinode handwerklicher Kunst, sind Exponate mit individueller Aussagekraft
und ermöglichen bei einer nichtindustriellen Fertigung einen kreativen und
meditativen Zugang zum Weihnachtsgeschehen, der gerade in unserer Zeit eine
aktuelle Bedeutung hat.
Entwicklung des Krippenbrauchtums im Osnabrücker Land und im Emsland
Auch wenn das Osnabrücker Land und das Emsland in der traditionellen
Krippenliteratur (1,2) kaum Beachtung finden und unsere Gegend als
"weißer Fleck" im Krippenatlas geführt wird, so hat sich diese
Meinung in den letzten Jahren dank der intensiven Arbeit des Vereins der
Krippenfreunde grundlegend geändert. Immer mehr Besucher kommen in unsere Ausstellungen,
immer mehr Interessenten fordern die Kataloge der Ausstellungen an, und
Künstler und Laien stellen in zunehmendem Maße Weihnachtskrippen her, die
dann als Zeugnis eines lebendigen Krippenschaffens Eingang in die Familien,
Kirchen und Institutionen finden. Versucht man nun einmal, den Spuren der
Osnabrücker Krippenkünstler zu folgen, so kann man feststellen, dass es
bereits im frühen 17. Jahrhundert, vor allem aber im 19. und zu Beginn
des 20. Jahrhunderts immer wieder Künstlerinnen und Künstler in unserer Stadt gab, die neben den vielen
individuell geprägten Kunstwerken auch Weihnachtskrippen modellierten. Die
älteste, uns bisher bekannte gewordenen Krippe wurde im Jahre 1629 in der
damaligen Jesuitenkirche aufgestellt. Über ihre Herkunft und über ihren Verbleib
berichtet der Chronist, Rudolf von Bellinckhausen, leider nichts. Eine
weitere Krippe kann, auch wenn noch kein gesicherter Quellenbeleg vorliegt,
der Bildhauerfamilie Jöllemann zugeordnet werden, die ab 1699 in Quakenbrück
und später in Holte/Emsland gearbeitet hat. Daneben gibt es dann auch noch
die Weihnachtskrippe aus der Kirchengemeinde Lage, deren aus Wachs
modellierte und bekleidete Figuren sich heute im Besitz des Kunst- und
Museumsvereins befinden. Diese Krippe kann auf das Jahr 1750 datiert werden.

Tagebuchauszug des Rudolf
von Bellinckhausen, 1629
Diözesanarchiv Osnabrück
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In späterer Zeit werden in der Diözese Osnabrück immer wieder Krippen angeschafft,eine
genaue Datierung dieser Krippen fällt jedoch schwer.Es gibt noch einige Krippen aus der Zeit vor
1900, so z. B. die Krippe der Kirchengemeinde St. Anna in Twistringen,die der Münsteraner
Bildhauer Wilhelm Bolte (1859-1941), etwa um 1885/90 gestaltet hat.
Im Jahre 1886 bittet der Vikar Vorthermes aus Vörden den Bischof von Osnabrück, für
seine Kirchengemeinde eine Krippe anschaffen zu dürfen, die es in einem Geschäft in
Osnabrück zu kaufen gibt. Dabei soll es sich um die gleichen Krippenfiguren gehandelt
haben, die damals auch in der St. Johanniskirche zu sehen waren. Woher aber kamen diese Krippenfiguren?
Mitte des 19.Jahrhunderts gab es bereits mehrere Bildhauer in Osnabrück und im Emsland, wobei
in besonderer Weise Heinrich Seling genannt werden muss, der dem Krippenschaffen in der Region
Osnabrück und im Emsland neue Impulse gegeben hat. Er war es, der sich auf seiner Romreise
bei dem Münsteraner Bildhauer Wilhelm Achtermann (1799- 1884), der seit 1842 in
Rom lebte, künstlerische Impulse geholt hat, die er vor allem in seinen
Weihnachtsdarstellungen bildhaft umsetzen konnte. Mit Heinrich Seling beginnt
dann auch die Zeit der vielen bedeutenden Krippenkünstler in Osnabrück und im
Osnabrücker Land. Aus Holz geschnitzte Krippen aus der Zeit um 1900 - 1910 besitzen auch die
Kirchengemeinden in Gesmold, Ostercappeln, Hunteburg, Lathen und Hagen/TW.,eine keramische Krippe
aus dieser Zeit gibt es in Bohmte.
Mit den Krippenkünstlern, die sich der Folgezeit in Osnabrück niedergelassen haben, wird
eine neue Tradition des Krippenschaffens im Osnabrücker eingeleitet.
1) G. Bogner, Das große Krippenlexikon, München, 1981
2) R. Berliner, Die Weihnachtskrippe, München, 1955
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