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Willi Christoffer

1. Bevollmächtigter Verwaltungsstelle Münster

Die der IG Metall in der Verwaltungsstelle Münster nach dem 2. Weltkrieg 1945 späterer Bereich Steinfurt / Emsland

 

Mitgliederentwicklung von 1947 bis 1966

in der IG Metall - Verwaltungsstelle Münster.

 

 

Während sich in der Textil - Industrie in den 50ziger Jahren die ersten Beschäftigungs-Schwierigkeiten, Kurzarbeit und Verminderung der Belegschaftsstärken mit Entlassungen abzeichneten, nahm die Anzahl der Beschäftigten in der Metallindustrie im Münsterland langsam aber stetig zu. Das wirkte sich auch in der Mitgliederentwicklung der IG Metall positiv aus, doch sie konnte im gleichen Umfang der Zahl der Beschäftigten nicht anwachsen.

Die großen räumlichen Entfernungen und die geringe personelle Ausstattung der Verwaltungsstelle Münster (ein Sekretär und zwei Verwaltungsangestellte) kennzeichneten die gewerkschaftliche Arbeit in den Jahren des Wiederaufbaus.

 

So betrugen die Mitgliederzahlen:

 

1947                               3.524 Mitglieder

1948                               4.699 Mitglieder

1949                               4.803 Mitglieder

1950                               5.008 Mitglieder

1951                               5.524 Mitglieder

1952                               5.2o6 Mitglieder

1953                               5.508 Mitglieder

1954                               4.977 Mitglieder

1955                               6.418 Mitglieder

1956                               6.091 Mitglieder

1957                               6.355 Mitglieder

1958                               6.308 Mitglieder

1959                               6.353 Mitglieder

1960                               6.628 Mitglieder

1961                               6.992 Mitglieder

1962                               6.942 Mitglieder

1963                               6.951 Mitglieder

1964                               7.119 Mitglieder

1965                               7.538 Mitglieder

1966                               7.722 Mitglieder    *) Froese – Metallarbeiter.

1967               5.383 Mitglieder

 

Bei der Neuordnung der Verwaltungsstellen im Münsterland gab die Verwaltungsstelle Münster 1966 mit den Betrieben des Kreises Ahaus  634 Mitglieder an die Verwaltungsstelle Bocholt und 1 636 Mitglieder an die neue Verwaltungsstelle Rheine ab.

 

In den von der Verwaltungsstelle Rheine übernommenen 18 erfassten Betrieben gab es einen unterschiedlichen Organisationsgrad. Die Ansiedlung der Fa. Karmann in Rheine hatte die Hoffnung auf mehrerer hundert neue Arbeitsplätze entstehen lassen. Dazu kam, dass die IG Metall kaum in den zahlreichen Betrieben des Metall-Handwerks vertreten war. Bereits Ende 1966 konnte Rheine 2.322 Mitglieder nach verkauften Beitragsmarken ausweisen.  

*) Geschäftsbericht Bezirk Münster.

 

 

 

Entwicklung von Betrieben im Bereich von Rheine bis 1966

 

 

Stockmann & Rieke – Kfz-Gewerbe.

 

Im Kfz-Gewerbe war in Rheine eine Opelvertretung der Fa. Stockmann & Rieke bei der nach dem Krieg etwa 20 bis 30 Arbeitnehmer beschäftigt waren. 1946 wurde der Kollege Theo Dassmann zum Vorsitzenden eines Betriebsrates gewählt. Da im Betrieb auch eine Reihe Lehrlinge ausgebildet wurden, wurde Franz Abels als Jugendsprecher gewählt. Etwa 20 Arbeitnehmer wurde Mitglieder  IG Metall.

 

1950  wurde  der   Kollege  Abels   als  Nachfolger  des  erkrankten   Kollegen  Dassmann   neuer Vorsitzender des Betriebrates. In einer Mitgliederversammlung  der IG Metall  Nebenstelle Rheine wurde  Franz Abels  zum örtlichen IG Metall-Vorsitzenden gewählt.

 

Die Mitgliederversammlungen  fanden immer im  Lokal  Hues-Eck statt. Der Bevollmächtigte der Verwaltungsstelle Münster, Willi Christstoffer, referierte dort über aktuelle Themen und etwa 20 bis 30 Mitglieder nahmen an den Versammlungen immer teil. Franz Abels wechselte später in die Textilindustrie. Die Anzahl der Beschäftigten bei der Fa. Stockmann

 & Rieke schwankte zu Beginn der 60ziger Jahre zwischen 53 und 22, darunter auch immer einige Lehrlinge. Die Anzahl der IG Metallmitglieder im Betrieb lag 1966 bei 13 Kollegen.

 

Karmann-Rheine GmbH & Co.KG

 

Nach langen und schwierigen Verhandlungen gelang es der Stadt Rheine im August 1964 mit der Firma Wilhelm Karmann GmbH. Osnabrück einen Vertrag zu schließen, wonach diese Firma in Rheine ein Zweigwerk für den Bau von Automobil-Karossen errichtet werden soll. Mit der Stadt Rheine wurden größere Grundstückverträge und deren Ankauf abgeschlossen. Für weitere Grundstücke wurde ein Vorkaufsrecht vereinbart. In der Endphase des Ausbau des neuen Werkes sollten ca. 6.500 Arbeitsplätze entstehen. Bereits im Herbst 1964 wurde mit dem Bau der Anlagen im neuen Industriegebiet Barentelgen im Schotthock begonnen. Die Aufnahme der Produktion erfolgte am 1. Juli 1965.

 

Etwa 150 Arbeitnehmer aus dem Osnabrücker Betrieb stellten den Kern der neuen Belegschaft dar, die bis zum Sommer 1966 bis auf etwa 800 Beschäftigte anwuchs.

 

Von den in Rheine eingesetzten Kollegen von Karmann - Werk Osnabrück waren rd. 120 Mitglied der IG Metall Bei den ersten Betriebsratswahlen wurde der Kollege Günter Barkau 1. Vorsitzender des Betriebsrates.

 

Personalleiter wurde Franz Abels, der seine berufliche Laufbahn nach dem Krieg bei der Opelvertretung Stockmann & Rieke in Rheine begonnen hatte.

*) Siehe den Bericht Stockmann & Rieke.

  

  

Neben der Fertigung von Spitzenmodellen, wie der „Opel Admirals“ wurde auch eine größere tägliche Stückzahl  des Topmodells „BMW 3,0 CS COUPÈ“ gebaut.

 

 

Ford kam nicht nach Rheine.

 

Die Ford-Werke hatten die Absicht in Rheine eines ihrer neuen Werke anzusiedeln. Der Stadtdirektor Alfons Mainka hatte im Rahmen eines Vortrags über Industrieansiedlung bei einer Veranstaltung des DGB-Ortskartell Rheine 1968 darüber berichtet. Die „STEINFURTER RUNDSCHAU“ brachte diese Aussage in einem Artikel vom 15/17 März 1968. Dort heißt es u.a. :

Auch über entgangene Ansiedlungsprojekte berichtete Stadtdirektor Mainka vor dem DGB-Ortskartell im Rheiner Kolpinghaus. Die Ford-Werke haben vor einigen Jahren ein starkes Interesse für Rheine bekundet. Die Ansiedlung scheiterte damals an der Arbeitskräftefrage.

Die Ford-Werke wollten mit 3.500 Arbeitskräften beginnen, später sollten dort 10.000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Rheine musste passen. Ford baute in Belgien.  

         *) Anmerkung: Ford baute in Gent ein Werk.

 

Aber Rheine war schon einmal Automobilstadt.

Motoren- und Fahrzeugfabrik Gebrüder Windhoff

 

Bereits seit 1904 wurden bei der Rheiner Maschinenfabrik Windhoff & Co Automobilteile wie Motoren, Kupplungen, Getriebe, Lenkungen und Hinterachsen und Kühler für die Automobilindustrie hergestellt. Es bot sich als bald an eine eigene Automobilproduktion aufzubauen. Als ein Tochterunternehmen der Rheiner Maschinenfabrik Windhoff & Co. gründeten die Brüder Hans und Ernst Windhoff dann auch im Jahre  1907 die „Motoren- und Fahrzeugfabrik Gebrüder Windhoff“.

Es wurden vier verschiedene Modelle entwickelt. In Einzelfertigung und Handarbeit bauten ca. 25 Arbeiter monatlich drei Automobile. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges konnte die Fertigung auf 8 bis 10 Fahrzeuge monatlich mit etwa 90 Arbeitnehmer gesteigert werden. Teile des Karosseriebaus wurden von Karmann, Osnabrück übernommen. Während des ersten Weltkrieges wurde allerdings die Produktion von Automobilen bis auf die Fertigung von Autokühlern eingestellt. 

 

Anzeige Gebr. Windhoff Motoren- u, Fahrzeugfabrik

 

 

 

Rheiner Maschinenfabrik Windhoff AG.

 

Im Jahre 1889 hatte Rudolf Windhoff bereits den Betrieb der „Rheiner Maschinenfabrik Windhoff & Co. KG.“ gegründet. In einen Pferdestall in der Nähe der Neuenkirchenerstrasse begann man mit etwa 10 Arbeitnehmern mit den ersten Arbeiten. Neben den Reparatur- und Wartungsarbeiten für die Textilindustrie  begann man mit dem Bau  und Anlagen von Trans-missionen. 1892 wurde bereits auf einem Grundstück an der Hoovestrasse der neue Fertigungs- und Werkstattbetrieb erbaut. Dort wurde im Jahre 1901 etwa 100 Arbeitnehmer beschäftigt. Nach dem Tod von Rudolf Windhoff übernahmen zwei Söhne die Leitung der Firma, ein dritter Sohn ging nach Berlin und gründete dort 1907 die Firma „Hans Windhoff Apparate und Maschinenfabrik “.

In Rheine hatte man sich vor allen auf den Bau von Technischen Einrichtungen für die Eisenbahn konzentriert. Dazu gehörten Rangieranlagen für das Zusammenstellen von Zügen, neuartigen Rangierwinden,  Drehscheiben für Waggons und Lokomotiven, Schiebebühnen u.a.m.  Bereits im Jahre 1906 hatte die Maschinenfabrik Windhoff eine eigene Werkschule eingerichtet, in der eine Berufsausbildung zu Facharbeiter, die jedoch als Folge der Weltwirt-schaftskrise 1932 geschlossen wurde.  

 

Briefbogen Fa. Windhoff 1910

 

 

 

 

 

Im Jahre 1913 wurde die Maschinenfabrik in eine AG umgewandelt und diese übernahm gleichzeitig die Betriebseinrichtungen der Firma „Gebr. Windhoff“. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Anzahl der Beschäftigten Arbeitnehmer auf ca. 300 erhöht. Dazu folgende Angaben:

 

                              Geleistete Arbeitstage                                       Werkstattlöhne                            

1890                         3.861                                                         10.000 Mark

1913                       67.132                                                        299.000 Mark

In einen Lagebericht im Inflationsjahr 1923 – 1924 ist nachzulesen, dass auch Windhoff von der allgemeinen Wirtschaftskrise betroffen wurde, den Betrieb einschränken und Ent-lassungen durchgeführt wurden. Das traf auch die Zahl der in Ausbildung stehen Lehrlinge. Ihre Anzahl ging um etwa die Hälfte auf 45 zurück.

Als Folge des Börsenkrach 1929 und seinen verheerenden wirtschaftlichen weltweiten Auswirkungen geriet auch Windhoff 1931 in Zahlungsschwierigkeiten, die im Februar 1932 durch einen Vergleich beim Amtsgericht Rheine behoben werden konnten

*) Anmerkung: die Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg ist unter „Der Neubeginn im Kreis Steingurt“ aufgezeichnet.

 

Maschinenfabrik Franz Tacke KG, Rheine.

 

Franz Tacke gründete 1886 in Rheine eine Maschinenfabrik. Mit zunächst 5 Arbeitnehmern begann man in der ehemaligen Wattefabrik von Louis Bürger mit Reparaturarbeiten für die Textilindustrie und Ersatzteilen für Textilmaschinen. Bald kam der Bau von Transmissions- und Antriebsanlagen dazu.

Seit 1922 war die Firma Tacke eine GmbH und seit 1926 eine KG. 1925 betrug die Zahl der Arbeitnehmer 110. Der Monatsverdienst betrug zu dieser Zeit 113,64 Mark und 1930 lag der Lohn für die Facharbeiter bei 77 Pfg.

 

 Das Werk der Firma Tacke 1928

 

 

Nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 und deren Auswirkungen  sank 1934 die Zahl  der Arbeitnehmer auf etwa 70, darunter etwa 20 Lehrlingen. Beim 50jährigen Betriebsjubiläum 1936 waren wieder ca. 180, davon 30 Lehrlinge. Bis zu Beginn des Krieges stieg die Zahl auf 300Arbeitnehmer (darunter ca. 40 Lehrlinge). Bereits 1933 gab es im Betrieb eine Gruppe der Nationalsozialistischen Betriebsorganisation und einige Mitglieder der NSDAP. Bei den letzten Betriebsratswahlen erreichten diese Gruppe von 5 Betriebsräten drei Sitze.

 

Die Fa. Tacke hatte seitdem zwei Ausbildungsabteilungen für Dreher und für Schlosser. In einer Sonderabteilung wurde für die Kriegsmarine gearbeitet. Dort wurden auch Teile für das  Schiffgetriebe des „Schweren Kreuzers Prinz Eugen“ gefertigt. Außerdem wurden Abtriebe für Torpedos gefertigt. Die regelmäßige Arbeitszeit war vom 6.00 Uhr bis 12.00 Uhr und nach einer Mittagspause von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr, also täglich 10 Stunden. Für die Nachtzeit  war eine Luftschutzwache eingeteilt zu der auch die Lehrlinge alle 14 Tage eingeteilt waren. Da der Luftschutzkeller mit einer nur dünnen Decke keinen ausreichenden Schutz bot, flüchtete die Belegschaft bei den Bombenangriffen in die umliegenden Felder. *) Zeitzeuge August Niemann – ab 54 bei Tacke Berufsausbilder.

 

Als im April 1945 englische Truppen Rheine besetzten, wurden Teile der hochwertigen Produktionsgeräte montiert und abtransportiert. Die Fa. Tacke geriet auch für einige Zeit auf die Liste der für die Demontage bestimmten Betriebe. *) Anmerkung: Zeitzeuge Werner Schneyink

 

Nach der Wiederaufnahme der Arbeit stieg die Zahl  der zunächst etwa 120 beschäftigten Arbeitnehmer im Jahre 1945 auf rd. 150 in Jahre 1950 an. 1960 entstand auf einen Gelände von ca. 44.000 qm am Rodderdamm das Werk II. Die Zahl der Arbeitnehmer betrug ca. 300 und stieg bis 1966 auf über 400 an, darunter etwa 60 Lehrlinge. Seit 1945 gab es auch einen Betriebsrat in der Firma und damit auch die ersten Kontakte zur IG Metall in Münster. Willi Christoffer konnte auch die ersten Mitglieder zur IG Metall gewinnen.

*) Anmerkung: Die weitere Angaben sind unter: “Der  Neuanfang im Kreis Steinfurt“ aufgezeichnet.

 

Alexander Drees – Stahl- und Maschinenbau GmbH, Kanalhafen.

 

Unmittelbar nach dem Ende des Krieges erfolgte die Gründung des Betriebes, der sich zunächst mit der Hebung der gesprengten Brücken über den Dortmunder – Emskanal beschäftigte. Später wurde der Bau von Rangieranlegen im Programm aufgenommen. Ende der 50ziger Jahre entstanden drei neue Fertigungshallen an der Bundesstrasse B65. (Kanalhafen),

 

Beschäftigt wurde 1965 etwa 75 Arbeitnehmer, darunter zahlreiche Monteure und ca. 20 Lehrlinge. Ein Betriebsrat bestand nicht. Nur 6 Kollegen waren Mitglied der IG Metall. Der Betrieb gehörte nicht dem Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie an. Die Entlohnung erfolgte in Anlehnung an die gültigen Schlosser - Tarifverträge.

 

 

Steinfurter Eisenwerke GmbH Burgsteinfurt,

 

Die Firma wurde 1953 als eine GmbH gegründet. In der Gießerei stellte sie seit dem Grauguss her. Das Betriebsgelände befand sich in der Nähe des Bahnhof an der Strecke nach Gronau. Im Jahre 1960 wurde die Maschinenfabrik der Fa. Scholz hinzuerworben. Die Belegschaft stieg von anfänglich 10 Arbeitern  bis 1966 auf rd. 70 Beschäftigte an von denen  55 Mitglied der IG Metall geworden waren. Der Vorsitzende des Betriebsrates war der Kollege Rudi  Großmann. Die Firma gehörte nicht dem Arbeitgeberverband. Die erforderlichen tariflichen Regelungen wurden jeweils immer nach Verhandlung zwischen dem Betriebsrates und der Betriebsleitung übernommen.

 

Eisengießerei  Wilhelm Drees Burgsteinfurt

 

1870 wurde eine Eisengießerei und Maschinenfabrik durch Wilhelm Drees gegründet in der 20 Arbeiter beschäftigt wurden. Sie trug die Bezeichnung „Augusthütte, Drees & Co“. (an der heutigen Friedrich-Ebert.Stzr.7-9.) Nach einer Eintragung im Handelregister würde 1899 die Gießerei aufgegeben. 1937 erfolge eine Übernahme durch Karl Wilhelm Drees und 1938 an  die Maschinenfabrik „Hagemann & Co“.

 

 

                        Eisengießerei. In der Formerei und Schlosserei werden 20 Arbeiter

                        Beschäftigt, Dampfmaschinen und 10  Pferdekräfte. Der Inhabers

                        Drees besorgt die Reisen, welche über dem Regierungsbezirk hinaus

                        sich erstrecken.

 

Quelle: Stadtarchiv Steinfurt 3421034 u. Kopie Verzeichnis der Gewerbetreibenden lfd. Nr. 8

 

Vom 9. bis 14. September 1898Kam es zu einem Streik der Arbeitnehmer, der von Wilhelm Feld geleitet wurde. Die Beschäftigten der Zigarrenfabrik Kleine und Kolthoff leisteten ihnen dabei Unterstützung und Beistand. *)

 

*) Quelle: St. M. Ref. Münster Nr. 718

 

Maschinenfabrik Hagemann, Burgsteinfurt.

 

Die Firma wurde 1939 gegründet. Das Betriebsgelände befand sich ebenfalls in der Nähe des Bahnhof und beschäftigte im Maschinenbau zunächst etwa 25 Arbeitnehmer. 1966 wurden ca. 110 Arbeitnehmer der beschäftigt, von denen rd, 80 Mitglieder der IG Metall waren. Der Kollege Heinz Hüsing war Betriebsratsvorsitzende und Beitragskassierer der IG Metall für die Nebenstelle Burgsteinfurt. Er gehört außerdem als Beisitzer der Ortsverwaltung der Verwaltungsstelle der IG Metall Münster an.

Einer der „alten“ Gewerkschafter von vor 1933 war der Kollege Hermann Neier, der auch Nebenstellenleiter der IG Metall in Burgsteinfurt war. Die Mitgliederversammlungen wurden immer im Lokal „Lotte Wacker“ in einer Gasse der alten Innenstadt durchgeführt und dauerten meist bis Mitternacht.

 

NS:  Die Fa. Hagemann ging im Frühjahr 2000 in Konkurs.

 

Schmitz – Anhänger, Altenberge.

 

Die Firma Schmitz – Anhänger entwickelte sich aus einer 1892 gegründeten Dorfschmiede mit einer Handvoll Arbeitnehmern. Der Betrieb befand sich mitten in Altenberge an der späteren Hansellerstraße. Erst in den 20ziger Jahren begann man mit dem Bau einfacher Anhänger. In den 30ziger Jahren wurden Kastenwagen für die Deutsche Wehrmacht gebaut.

Nach den Ende des Krieges 1945 wurden bald etwa 120 Arbeitnehmer in diesem Familien-Betrieb beschäftigt. Nach Ausweitung des Betriebes spezialisierte man sich auf die Produktion von  Nutz- und Spezialnutzfahrzeuge als Anhänger und Aufbauten.

 

Als Betriebsobmann  war der Kollege B. Krabbe für die Beschäftigten zunächst tätig. Bereits 1954 war die Zahl der Beschäftigten auf über 200 angestiegen.  Am 23.11.1954 leitete der Betriebsobmann B. Krabbe in einer Betriebsversammlung mit der Wahl eines Wahl-vorstandes die erste Betriebsratswahl bei der Fa. Schmitz – Anhänger ein. Bei der Wahl am 01. 03. 1954 wurden 7 Betriebsratsmitglieder gewählt: 1. Vorsitzender wurde Hugo Krabbe. Weiter Mitglieder wurden die Kollegen Holsstegge, P. Hölker, W. Hölker, Üding, Wemel und Post. An der Wahl beteiligten sich 199 Beschäftigte. 

 

Zu den betrieblichen Problemen gehörte die Zahlung von Weihnachtsgeld, Überstundenzu-schläge (Mehrarbeitsprozente), Samstagsarbeit, Arbeitssicherheit, Strafen bei Zuspätkommen, Brennholzmitnahme, Fahrgeld für Wege von und zur Arbeit im Betrieb bei ca. 15 Km ein Weg mit Fahrrad oder Bahn.  

*)Anmerkung: Arbeitnehmer hatten zu der Zeit noch kein Auto.

 

Nicht alle tarifvertraglichen Bestimmungen wurden von der Firma immer voll übernommen. 1967 waren fast 300 Arbeitnehmer  beschäftigt, darunter etwa auch 20 Lehrlinge. Keiner der Arbeitnehmer war Mitglied der IG Metall. Es gab auch keine Kontakte mit der  Verwaltungs-stelle Münster und auch zunächst nicht nach der Gründung der IG Metall Verw. Stelle Rheine.

 

Landmaschinenfabrik Bernhard Teupen, Ochtrup

 

Aus dem Schlossereibetrieb hatte sich in den 60ziger Jahren eine kleinere Landmaschinen-Fabrik entwickelt, die für die Bauern in der nähere Umgebung einfache Landmaschinen baute und Reparaturen durchführte. 1965 waren knapp 50 Arbeitnehmer im Betrieb beschäftigt, darunter auch einige Angestellte und Lehrlinge.

*) Anmerkung: Der Betrieb ging 1968 in Konkurs

 

Fa. Jürgens, Maschinenfabrik und Eisengießerei.

 

Nach eigenen Angaben begann Albert Bernhard Jürgens mit dem Bau von Holzschuhmaschinen und deren Handel Anfang 1937 in der gepachteten ehemaligen Fabrik der Firma Kloppenborg Nachf. mit einigen Leuten. Der Betrieb vergrößerte sich und es wurden weiter Arbeiter eingestellt. Als erster Auftrag für die Deutsche Wehrmacht wurden Galoschen gefertigt (ca. 100.000 Stück). Während des Krieges wurden dann u.a. Vorrichtungsbauten für Focke-Wulff-Flugzeuge gebaut.

 

Nach dem Krieg erfolgte die Umstellung der Produktion auf Webstühle für die Textil-Industrie. Dazu kam 1949 die notwendige Inbetriebnahme einer Gießerei. Es entwickelten sich bald die ersten Kontakte zur IG Metall in Münster. Erster Betriebsratsvorsitzender wurde Hubert Albers, der aus dem christlichen Lager kam. Er übernahm später auch die Tätigkeit des Kassierers. Als Betriebsratsvorsitzender folgten Herbert Reimann, Erwin Biskup und Albert Uphoff. Die Anzahl der Beschäftigten war bis Anfang 1966 auf über 350 angewachsen.

 

Als in der Tarifbewegung 1963 auch in NRW einer Urabstimmung erfolgte, erklärte in Büro der IG Metall Verwaltungsstelle Münster Herbert Reimann und 2 Betriebsratskollegen, Ihr Arbeitgeber habe Ihnen erklärt, wenn die Arbeitnehmer bei Jürgens sich nicht an der Urabstimmung beteiligen würde, würde er bei einem Streik in NRW auch nicht die Belegschaft aussperren. Deshalb möchten sie die IG Metall dazu bewegen, dass im Betrieb keine Urabstimmung stattfinden sollte. Nach einem klärenden Gespräch wurde jedoch auch bei der Firma Jürgens die Urabstimmung auf den 24. April 1963 festgelegt. 83 %  der beteiligten Gewerkschaften stimmten dann doch für einen Arbeitskampf.

 

Bei der Gründung der IGM-Verwaltungsstelle Rheine waren 307 Kolleginnen und Kollegen Mitglied der IG Metall. Betriebsratsvorsitzender war der Kollege Herbert Reimann und Kassierer de Kollege Hubert Albers.

 

Fa. Wesco GmbH Apparatebau

 

Bei der Fa. Wesco - Apparatebau handelte es sich um ein Betrieb einer Wuppertaler Unter-nehmensgruppe  in den ausschließlich Heizkessel hergestellt wurden . Zur Zeit der Gründung der Verwaltungsstelle Rheine wurden rd. 60 Arbeitnehmer beschäftigt die sich auch einen Betriebrat gewählt hatten. 27 Kollegen waren Mitglied der IG Metall. Kassierer war der Kollege Niemer. 

 

Fa. Interdomo, Heizungs - und Wärmetechnik, Emsdetten.

 

Aus eine Schmiede (1864) entwickelte sich nach mehreren Besitzerwechsel bis Ende der 50ziger Jahre ein Betrieb für die  Produktion  von Heizkessel. Die Firma trug seit 1959 den Namen Schwarze Nachfolger und hatte 1966 etwa 80 Beschäftigte. 66 Arbeitnehmer waren Mitglied der IG Metall. Vorsitzender des Betriebsrates war der Kollege Werner Nießing, der auch gleichzeitig Beitragkassierer der IG Metall war. 

 

Fa. W. Jansky Tank - und Apparatebau, Emdetten.

 

Walter Jansky begann mit der Herstellung eines von ihm entwickelten Mehrwegehahns für Milchwagen mit einem Tank. Bis 1959 war Büchter Mitinhaber der Firma. Bald komm die Produktion von Melkwagen für Bauern hinzu, die zum Sammeln der Milch auch als Trans-portwagen auf den Höfen genutzt werden konnten. Ab 1961 wurden dann die Milch-sammelwagen für die Molkereien zum Abholen der Milch vom Bauer und Transport  zu den Molkereien entwickelt und gebaut.

 

1961 waren ca. 25 Arbeitnehmer im Betrieb. Davon waren 8 Mitglied der IG Metall. Betriebrat war der Kollegen Alfred Renner. Bis 1965/66 stieg die Zahl der Beschäftigte bei der Firma auf  ca. 70 Arbeitnehmer. Davon waren  40% Mitglieder IG Metall. Betriebsrats-vorsitzender war der Kollege Arno Lietke.

 

Eisengießerei Reckers, Mesum.

 

Nach dem ersten Weltkrieg nahm die Firma Brenneisen Mayer in Mesum an der Eisenbahnlinie nach Münster eine Eisengießerei in Betrieb die 1933 von dem Unternehmen Hermann Reckers aus Lütkenfelde übernommen wurde.

 

Zu Beginn der 60ziger Jahre wurde etwa 50 Arbeitnehmer beschäftigt von denen 27 Mitglied der IG Metall waren. Beitragskassierer war der Kollege Bernhard Holtmannspötter. Zu einem dreiköpfigen Betriebsrat gehörten die Kollegen Georg Tschirps und Günter Senftleben. Die Mitgliederversammlungen der IG Metall fanden in der Bahnhofsgaststätte und später im Lokal Mersch statt.

Landmaschinenfabrik Schulte, Salzbergen.

 

Die Firma Schulte war aus  einen Betriebs des Schlosserhandwerks hervor gegangen, der für die Bauern landwirtschaftliche Geräte baute und Reparaturen durchführte. Später Kam der Bau von Landmaschinen hinzu. Der Betrieb lag in Salzbergen an der Bundesstrasse 65 gegenüber dem dortigen Ölwerk. Es wurden Anfang der 60ziger Jahre bereits rd. 70 Arbeit-nehmer beschäftigt, davon ca. 20 Lehrlinge. Hans Lammers war Betriebsratsvorsitzender und  baute die gewerkschaftliche Organisation im Betrieb auf. Mit Ausnahme der kaufmännischen Angestellten waren fast alle Kollegen Mitglied der IG Metall - auch die Lehrlinge. Beitragskassierer war der Kollege Fahrendorf.

 

Fa. August Stemmann OHG, Schüttorf.

 

Die Firma Stemmann wurde nach beträchtlichen Zerstörungen bei einen schweren Bombenangriff im Herbst 1943 auf Münster nach Schüttorf umgesiedelt. Sie wurde zunächst in den Räumen der Schinkenräucherei Klümper Bleichenwall untergebracht. Noch während der beide letzten Kriegsjahre wurden eine Reiher von älteren Schüttorfer Männer und Frauen Beschäftigt, die aus der Textilindustrie kamen.

 

Nach Kriegsende wurden die Männer zunächst weiter beschäftigt. Unter Ihnen befanden sich auch einige Kollegen aus der Gewerkschaftsbewegung vor 1933, darunter

 

-          Fritz Verbock                   von den Freien Gewerkschaften

-          Christian Brinkmann        von den Freien Gewerkschaften

-          Gerhard Hölscher    von den Christlichen Gewerkschaften.

 

Diese Kollegen waren nach 1945 im Schüttorfer Raum daran beteiligt die neue Einheitsgewerkschaft mit auf zu bauen. Sie gehörten auch 1946 den ersten frei gewählten Betriebsrat bei der Fa. Stemmann an, gingen jedoch 1950 wieder in die Textilindustrie-

Ab 1950 war Heinrich Mersmann Vorsitzender des Betriebsrates. Auch der Kollege Hermann Bremmer, der auch schon vor 1933 Gewerkschaftsmitglied war, gehörte lange zu den aktiven Gewerkschafter im Betrieb. Einer der ersten Betriebsratsvorsitzende war später  der Kollege Gerhard Lötgering. Vor 1933 war er in Schüttorf auch SPD-Ratsherr und Senator.                            *) Anmerkung: Auf alten Notgeldscheinen findet man auch seine Unterschrift. Quelle Josef Berlage

 

Die Beschäftigtenzahlen stiegen bis 1966 auf rd. 400 Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge, von denen 310 Mitglied der IG Metall waren. Werner Schiefer war der Vorsitzende des Betriebsrates, Beitragskassierer der IG Metall und Mitglied der Ortsverwaltung der Verwaltungsstelle Münster.

 

Einzelmitglieder Lingen, Koll. Senger.

 

Der Kollege Senger war ein pensionierter Polizeibeamter, der einige Einzelmitglieder in Lingen zu Hause kassierte. Dabei handelte es sich vor allen um  Monteure und Kollegen aus dem Handwerks. Die Anzahl der unregelmäßig abgerechneten Kollegen schwankte um etwa 20 Arbeiter.

 

Eisengießerei und Maschienenfabrik Windhoff, Deeters & Co. Lingen

 

Rudolf Windhoff, der spätere Gründer der Rheiner Maschinenfabrik Windhoff, und Hermann Deeters gründeten in Lingen 1861 eine Eisenhüttengesellschaft die ab 1862 als Eisengießerei und Maschinenfabrik „Windhoff, Deeters & Co“ benannt wurde. Ein vielseitiges Produktions-programm führte in den nächsten Jahren auch zum deutlichen Anstieg der beschäftigte Arbeitnehmer. Trotzdem geriet der Betrieb in den 70ziger Jahren in einigen Schwierigkeiten.

 

Als 1876 zahlreiche Gebäude durch einen Brand zerstört wurden, gelang es nicht mit Hilfe der Banken den Berieb wieder aufzubauen. Anfang 1878 ging die Firma in Konkurs. Etwa 300 Arbeitnehmer verloren ihren Arbeitsplatz. Rudolf Windhoff ging nach Rheine und wurde bei der Firma E. Webers & Co. Hüttendirektor.

 

Fa. Erwin Müller Lingen.

 

Nach dem Krieg hatte es Erwin Müller nach Lingen verschlagen und er begann dort in einer alten Baracke an der Breslauerstrasse mit ein paar Leuten mit der Fertigung von Büro-bedarfsartikel wie Hefter und Locher. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kam es aber doch zu einer positiven Entwicklung, so dass in den fünfziger Jahren mit der Ausweitung der Produktion auch mehrere Fabrikationshallen und ein Verwaltungsgebäude errichtet wurde.

 

Die Anzahl der Beschäftigten stieg bis 1965 auf etwa 250 Arbeitnehmer an von denen ca 50% Frauen waren. Es gab auch einen Betriebsrat, dessen Vorsitzender der Kollege Röseler war. Lediglich 33 Beschäftigte waren Mitglied der IG Metall.

 

Die Firma gehörte nicht dem Arbeitgeberverband an. Die Entlohnung für Arbeiter und Angestellte erfolgte nach einem vom Arbeitgeber festgelegten System, das aber unter den Tarifverträgen der IG Metall lag. Auch die Tariflabschlüsse für die Metall-Industrie wurden nicht oder verspätet und meist nur teilweise übernommen. Für eine Handvoll langjährigen Beschäftigten gab es ein Prämiensystem das den hochtrabenden Titel einer Gewinnbe-teiligung vorsah und am jeweils am Jahresende zur Auszahlung kam.

 

Einzelmitglieder Meppen

 Fa. Jäger (Werk II) – Drahtwerk Mertens.

 

Die Firma Jäger kam nach dem Krieg in den Westen und begann in einer großen Halle der Westfälischen Union AG in Hamm mit den Bau von Webstühlen für Drahtgewebe. Ende der 50ziger Jahre ging die Firma nach Münster. Wenig später erwarb Jäger im Industriegebiet Meppen einige Hallen und  machte dort ein Zweigwerk auf. Es gab einen Betriebsrat und einen Gesamtbetriebsrat. Anfang der 60ziger Jahre wurden dort zwischen 70 und 110 Arbeitnehmer beschäftigt.

 

In Meppen gab es mit dem Drahtwerk Mertens ein weiteren Metallbetrieb mit ca. 25 Beschäftigten.

 

Hauskassierer Kollege Gerd Krull (ein sehr christlicher Kollege) war zeitweise auch Mitglied des Betriebsrates und kassierte die Mitglieder beim Zweiwerk der Fa. Jäger Münster und der Drahtfabrik Mertens in Meppen, zusammen ca. 15 IGM-Mitglieder. Gewerkschaftsversamm-lungen fanden im Kolpinghaus statt. (meist bis spät in die Nacht z.B. 23.30 Uhr)

 

Fa. Bernhard Krone – Landmaschinen, Spelle.

 

Anfang der 60ziger Jahre waren bei der Fa. B. Krone in Spelle ca. 200 Arbeitnehmer beschäftigt. Von der IG Metall – Verwaltungsstelle Münster war einige male versucht worden im Betrieb mit der Durchführung von Gewerkschaftsversammlungen in Spelle Fuß zu fassen und Kontakte zu den Beschäftigten her zu stellen. Der Arbeitgeber beraumte jedoch immer zum Zeitpunkt einer angesetzten Versammlung Überstunden an. Dazu gab er Freibier und Schnitzel im Betrieb, so dass keine Teilnehmer erschienen.

Bei der Einrichtung der Verwaltungsstelle Rheine 1966 waren rd. 240 Arbeitnehmer bei Krone beschäftigt. Es gab aber keinerlei Kontakte. Die Belegschaft hatte einen Betriebsrat bei Krone gewählt, Gewerkschaftsmitglieder gab es jedoch nicht.

 

Emlichheimer Maschinenfabrik

 

Im Jahre 1963 Gründete die Maschinenfabrik Engelbrecht & Lemmerbrock aus Melle in Emlichheim unter den Namen „Emlichheimer Maschinenfabrik eine Zweigniederlassung und nahm zunächst mit 15 Arbeitnehmer die Produktion auf.

 

Hergestellt wurden Maschinen und Anlagen für die Landwirtschaft. Später kam der Bau von Förderanlagen, verschiedene Anlagen der Lufttechnik, der Stahlbau und der Elektromotoren bau dazu.

 

Die Anzahl der Beschäftigten stieb bis 1966 auf rd. 80 Arbeitnehmer. In einer eigenen einge-richteten  Lehrwerkstatt  wurde 16 Lehrlinge ausgebildet. 66 Kollegen waren Mitglied der IG Metall. Der erste Betriebsratsvorsitzende wurde der Kollege Georg Menzel, dann Heinrich Brünning. Zu den aktiven Gewerkschaftskollegen gehörten Horst Dräger, Hermann Gröne, Bernd Hungermann und Albert Warmer. Besonders die regelmäßigen Betriebsversammlungen waren gut organisiert und dauerten bis zu 3 Stunden.

 

Betriebsleiter war Albert Niehaus und Geschäftsführer Herr Schnür aus Melle, der auch Vorsitzender der Tarifkommission des Arbeitgeberverbandes Osnabrück war. 

 

 

Der Neubeginn im Kreise Steinfurt.

 

Nach dem Einmarsch der englischen Truppen Anfang April 1945 nahmen auch die alten Gewerkschafter, von vor 1933, wieder Kontakte untereinander auf. Auch bei Ihnen stand nach der fürchterlichen Katastrophe der Nazidiktatur und ihren Folgen fest, daß alle "christlichen " und " freien " Gewerkschafter gemeinsam an dem Aufbau einer Einheitsgewerkschaft gehen mußten . Alle Arbeitnehmer die in einem Betrieb arbeiteten, sollten gemeinsam einer Gewerkschaft angehören. Die Zersplitterung der Arbeitnehmer in der Weimar Republik hatte die Vernichtung der Gewerkschaftsbewegung 1933 durch die Nazis erleichtert.

 

Eine wichtige Rolle spielten die Emsdettener Textilarbeiter bereits im Mai und Juni 1945 bei der Bildung von Gewerkschaften in ihrer Stadt  und für das Kreisgebiet.

August Heeke,  Albert Hillenkötter,  Albert Lüke und Andreas Simon aus Rheine waren drei ehemalige " christliche " und ein " freier " Gewerkschafter, die als ein Vierergespann im Sommer die Gründung einer Einheitsgewerkschaft betrieben. Bereits im Juni wurde von Ihnen die örtliche Stelle der Militärregierung in Burgsteinfurt unterrichtet. Die Engländer hatten die Führung eines Informations-gesprächs der Kreisverwaltung übertragen und diese verpflichtet, darüber eingehend zu berichten.

Schon am 28. November stellte Heeke als Vorsitzender des Verbandes der Textilarbeitnehmer den Antrag an die Militärregierung, die Gründung weiterer Fachgruppen der Gewerkschaft im Kreis Steinfurt vorbereiten zu dürfen.

Namentlich führte er auf :

 

 1. Arbeitnehmer der Metall - Industrie.

 

 2. Arbeitnehmer der Bau - Industrie.

 

 3. Arbeitnehmer der öffentliche Betriebe und Verwaltungen.

 

 4. Arbeitnehmer der Nahrungs- und Genußmittel-Industrie.

 

Georg Pelster und Hans Görtsches.

 

Der britische Militärgouverneur hatte offensichtlich ein besonders großes Interesse an der Gründung der Metallarbeitergewerkschaft, so daß die Vorbereitungen zügig anliefen. Im September 1945 war Georg Pelster aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Rheine zurück gekehrt. Er hatte bei der Rheiner Maschinenfabrik Windhoff AG das Schlosser- und Dreherhandwerk erlernt und war 1915 bereits in den christlichen Metallarbeiterverband eingetreten. Pelster war später als Bezirks-sekretär in Osnabrück und Leiter der Verwaltungsstelle Mühlheim - Ruhr tätig.

 

 

Von 1928 bis 1933 war er dann in der Hauptverwaltung des christlichen Metallarbeiterverbandes in Duisburg. In Rheine bemühte sich Pelster um Kontakte zu alten Metallgewerkschaftern und knüpfte mit dem Textiler Andreas Simon die Verbindungen auf Kreisebene. Ab Januar 1946 nahm er an den regelmäßigen Gewerkschaftsführerkonferenzen und an den Sitzungen in Münster teil. Inzwischen war es auch zu Verhandlungen mit der Militärregierung in Münster gekommen.

 

Dabei ging es um die Bildung von Bezirken der neuen Gewerkschaften. Einer der stärksten Verfechter der neuen Einheitsgewerkschaft war hier der ehemalige Sekretär des christlichen Metallarbeiterverbandes in Münster, der Kollege Hans Görtsches, der für die Entwicklung der IG Metall im Münsterland noch eine wichtige Rolle spielen sollte.

Am Heiligenabend 1945 fand eine Tagung von Gewerkschaftsfunktionären in Dortmund-Hörde statt. Hier wurde folgendes festgelegt:

 

Für das westfälische Industriegebiet einschließlich des

Münsterlandes erfolgt im Einvernehmen mit der Militär-

regierung die Bildung folgender Gewerkschaftsbezirke:

- Dortmund und Umgebung

- Hagen und Umgebung

- Recklinghausen

- Gelsenkirchen - Buer

  und das Münsterland.

Kreise:

 

Bocholt, Borken, Ahaus, Coesfeld, Steinfurt,

Münster-Stadt, Münsterland, Tecklenburg,

Warendorf, Beckum und eventuell Lüdinghausen.

 

Die Bildung der Gewerkschaften erfolgte in  Industrieverbänden:

 

Bergbau, Metall-Industrie, Textil-Industrie und verwandte

Berufe (Bekleidungs-Industrie und Leder-Industrie),

Bau-Industrie usw.

 

Für die Provinz Westfalen  wird ein vorläufiges Zentralkomitee gebildet:

 

Zur Koordinierung der Vereinigungsbestrebungen im Münsterland wurde eine "Verwaltung der Gewerkschaften, Reg.Bez. Münster" mit Sitz in Münster errichtet. Zu ihrem Leiter wurde der Metaller Hans Görtsches gewählt.

 

Der Kommandant der britischen Militärregierung des Reg.Bez. Münster hatte für den 10. Januar 1946 eine Konferenz einberufen, an der ca. 120 Betriebsvertreter des westfälischen Gebietes im Oberfinanzpräsidium in Münster teilnahmen. Hans Görtsches erklärte dort im Namen der Teilnehmer:

 

Die Arbeitnehmerschaft ......  vertritt nach wie vor die Aufassung, daß das Gebiet der deutschen Gewerkschaften in Zukunft das Gebiet des deutschen Reiches sein muß. Wenn heute diesem grundsätzlichem Wunsche keine Rechnung getragen werden könne, geht das Verlangen der Konferenzteilnehmer dahin, man möge das Gebiet der englischen Besatzungszone als einheitliches Gewerkschaftsgebiet genehmigen..."

 

Der englische Major Armstrong, als Beauftragter der Militärregierung für Gewerkschaftsfragen im Reg.Bez. Münster, verwies die Teilnehmer jedoch auf den Rahmen der Provinz Westfalen, da auch zunächst nur eine Genehmigung für die Provinz Rheinland erteilt sei. Später müsse man weiter sehen.

 

Hans Görtsches übernahm im Bezirk Münster nun auch die Erfassung der inzwischen in den Betrieben der Metall-Industrie gewählten bzw. gebildeten Betriebsräte oder Betriebsausschüsse, deren Bildung im Kreis Steinfurt von dem Kommandanten der Militärregierung in Burgsteinfurt bereits im August 1945 genehmigt worden war. Das Gleiche galt auch für die Bildung von Ortsausschüssen und Ortsgruppen der verschiedenen Industriegruppen.

 

Hans Görtsches wurde der erste Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Metall im Münsterland. Später erfolgte der Zusammenschluß mit dem Bereich Bielefeld und Ostwestfalen / Lippe sowie Osnabrück und dem Emsland.

Die IG Metall hatte in Münster in der Dammstr. 25 ein Büro eingerichtet, das später Sitz der Verwaltungsstelle wurde. Zum 1. Bevollmächtigten wurde der Kollege Willi Christoffer, der aus Lengerich kam, von den Kollegen gewählt.

 

Georg Pelster war in Rheine maßgeblich an der Gründung und am Aufbau der CDU beteiligt. Bei den ersten Wahlen wurde er Mitglied des Rates der Stadt Rheine, der ihn zum Bürgermeister wählte. Im Jahre 1946 wurde Georg Pelster kommissarischer Leiter des  Arbeitsgerichtes Rheine - Coesfeld. 1948 erfolgte seine  Ernennung zum Arbeitsgerichtsrat und Leiter des Arbeitsgerichtes.

 

In den Jahren von 1949 bis 1961 war Georg  Pelster für die CDU im Wahlkreis Steinfurt - Tecklenburg Mitglied des Deutschen Bundestages.

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Die Gewerkschaftliche Entwicklung in den Metall-Betrieben.

 

1. Rheiner Maschinenfabrik Windhoff AG.

 

Bei Kriegsausbruch waren, auch bedingt durch die Aufrüstung und den damit verbundenen Granatenbau, über 600 Arbeitnehmer bei der Windhoff AG beschäftigt. Ein großer Teil von ihnen wurde im Laufe der Kriegsjahre zum Kriegsdienst eingezogen. Die ersten Kriegsjahre überstanden das Unternehmen fast unbeschadet. Bei dem Großangriff alliierter Bomberverbände auf  Rheine am 5. Oktober1944 wurden die Werksanlagen nahezu völlig zerstört.

 

Die Produktion musste eingestellt werden und konnte bis Kriegsende auch nicht wieder aufgenommen werden. Im Mai 1945 begann man zunächst mit nur wenigen Arbeitnehmern mit dem Wiederaufbau. Egal ob Schlosser, Dreher, Techniker oder Kaufmann, alle waren bei den Aufräumungsarbeiten eingesetzt, um die Berge von Trümmern zu beseitigen.

 

Als eine der ersten Maschinen wurde eine alte Biegepresse wieder hergerichtet, damit die zahlreichen durch die Bomben verbogenen Träger der Eisenkonstruktion gerichtet und für den Aufbau der ersten Halle wieder verwandt werden konnten.

Einige der hochwertige Werkzeugmaschinen, die in fremden Werkshallen untergebracht und den Bombenkrieg heil überstanden hatten, fielen unter die Demontage der Alliierten und wurden abtransportiert.

 

Zu Beginn des Jahres 1946 wurde  bei der Rheiner Maschinenfabrik Windhoff AG auch zum erstenmal ein Betriebsrat gewählt. Vorsitzender wurde der Kollege Karrer. Eines der Betriebsratsmitglieder wurde der Kollege Eugen Quiter. Er, Ewald Thien, Josef Thien, Georg Hagemann, Ernst Hartmann, Karl Borges, Hermann Lütgemeier, Edmund Mahlmann und Theodor Niehues gehörten zu den Arbeitnehmern, die bei einer Versammlung im Betrieb im März 1946 als erste in die neue IG METALL eintraten. An der Versammlung hatte auch der Gewerkschafts-Sekretär Willi Christoffer aus Münster teilgenommen.

Die Leitung des Unternehmens lag zunächst weiter bei einem Herrn Landwehr, der bereit auch während des Krieges Direktor war. 1949 wurde Hermann Windhoff Vorsitzender des Vorstandes und übernahm dann die Leitung der Firma. Die Zusammenarbeit  von Betriebsrat, Unternehmens-leitung und IG METALL in der Phase des Wiederaufbaus entwickelte sich recht gut und blieb es auch in der weiteren Entwicklung.

 

Die Problemen waren wie in fast allen Betrieben in der damaligen Zeit gleich.

 

Schwierigkeiten der Produktionsaufnahme, die schlechte Versorgung mit Lebensmittel, Kartoffeln und Hausbrand, Schwerarbeiterzulagen, Arbeitsbekleidung, Löhne, Urlaub und die Energiever-sorgung. Leider sind Keine Unterlagen mehr aus der damaligen Zeit vorhanden.

 

Betriebsratsvorsitzende waren später die Kollegen Dankelmann, Stöber, Ewald Thien, Georg Termöllen und Josef Thien. Als Unterkassierer für die IG METALL war viele Jahre Ewald Thien tätig. Der Organisationsgrad war bei den Arbeitern immer etwa 90% und bei den Angestellten ca. 50%. Die aktive Teilnahme vieler Kollegen an der gewerkschaftlichen Arbeit trug mit dazu bei, daß sich die weitere Entwicklung der IG METALL positiv gestaltete

 

 

 

Die Münsterländische Volkszeitung berichtete in einen Artikel Anfang der 80ziger Jahre über ein Geschichtsprojekt von Schülern und des „Bipola“ über die damalige Zeit bei Windhoff von den Schilderungen verschiedener Zeitzeugen.

 

Eine Kopie des Zeitungsartikels folgt auf der Nächste Seite

 

 

Zeitungsartikel;

 Rheine 1945: Steine klopfen, Mauern ziehen.

einfügen

 

2. Die Maschinenfabrik Tacke KG in Rheine.

 

Auch bei der Maschinenfabrik Franz Tacke KG an der Friedensstraße wurden während des Krieges zahlreiche Arbeitnehmer zum Kriegsdienst eingezogen. Im Jahre 1942 waren ca. 300 Arbeitnehmer beschäftigt, darunter rd. 40 Lehrlingen für den Dreher- und Schlosserberuf. Bei den Luftangriffen flüchteten die Beschäftigten in die ländliche Nachbarschaft des Betriebes, da der betriebliche Luftschutzkeller mit einer dünnen Decke keinen Schutz für die Arbeitnehmer bot. Der Betrieb hatte keine Bombentreffer erhalten. In einer Sonderabteilung wurden Getriebe für die Kriegs-marine gefertigt. (Dazu hatten auch Getriebeteile für den Schweren Kreuzer gehört).

Anmerkung: Quelle Franz Fischer – damals Lehrling bei Tacke

Nach dem Einmarsch englischer Truppen in Rheine begann man mit 150 Arbeitern  nach einigen Wochen wieder mit der Arbeit.

 

Im Gegensatz zu anderen Betrieben sind eine Reihe von Angaben und Unterlagen aus der damaligen Zeit bei dem Betriebsrat der Firma erhalten geblieben. Aus ihnen geht hervor daß am 17. Januar 1946 die Arbeitnehmer sich einen Betriebsausschuß gewählt haben. Betriebsobmann wurde der Kollege Wilhelm Remme, sein Stellvertreter der Kollege Naumann. Weitere Mitglieder waren Ludwig Mollen, Bernhard Thüling, Heinrich Haverstrag, der Kollegen Schmitz und der Kollege Kramer. 

 

Die Betriebsratswahlen 1949 brachten folgendes Ergebnis :

 

Vorsitzender Karl Averwald, sein Stellvertreter Bernhard Werber. Weitere Mitglieder waren Wilhelm Remme, August Dirkmann, Hermann Lübbers und Rudolf Daniel. Zu den weiteren Unterlagen gehören zwei Protokolle, die wegen ihres leider heute schlecht lesbaren Zustandes später als Abschriften angefügt sind, sowie eine Reihe von Rundschreiben der IG METALL – Verwaltungsstelle Münster die als Kopien eingebaut wurden.

 

Die ersten Kollegen traten im Frühjahr 1946 der IG METALL bei. August Niemann erinnert sich: Eine erste Mitgliederversammlung fand mit etwa 15 Teilnehmern und dem neuen Gewerkschaftssekretär Willi Christoffer von der IG Metall Münster im Volkshaus statt. Auch bei der Firma Tacke entwickelte sich die gewerkschaftliche Organisation bereits sehr früh durch die Kontakte mit der IG Metall – Ortsver-waltung Münster. Der Organisationsgrad lag auch bei der Fa. Tacke bei den Arbeitern bei ca. 90% und bei den Angestellten bei ca. 40%.

Die Unternehmensleitung stand jedoch der neuen Gewerkschaft und den Betriebsräten nicht besonders positiv gegenüber. Das blieb auch später so bis in die 80ziger Jahre. Zu dieser Zeit war Franz Tacke als Vorsitzender des Münster-ländischen Arbeitgeberverbandes für die Metallindustrie häufig Scharfmacher gegen die Gewerkschaften.

Protokoll Betriebsausschuss Fa. Tacke KG Rheine.

(Abschrift)

 

Fa. Tacke KG Rheine.                                                      Rheine, den 25. Februar 1946

 

     Auf Grund verschiedener Anträge von Seiten der Belegschaft trat der Betriebs-Ausschuss am Mittwoch den 20. Februar 1946 zu einer Besprechung zusammen. Es wurde ein Programm mit entsprechenden Erläuterungen ausgearbeitet, dass wir hiermit der Betriebsführung unterbreiten mit der Bitte, unsere Ausführungen zu prüfen, vorhandene Übel evtl. zu beseitigen bzw. eine Zusammenkunft zwischen der Betriebsführung und dem Betriebsausschuss zwecks gegenseitiger Aussprache in die Wege zu leiten. – Es liegt uns fern, der Betriebsführung in irgend einer Form Vorschriften machen, bitten aber den Wünschen der Belegschaft möglichst Rechnung zu tragen.

 

Punkt I.   Urlaub der Angestellten für das Jahr 1945.

                Lt. Anordnung wurde obiger Urlaub gestrichen. Verordnungsgemäß muß

                der Urlaub den Gefolgschaftsmitgliedern in finanzieller Hinsicht vergütet

                werden, was auch gegenüber der Belegschaft in den Werkstätten bereits

                geschah. Die Angestellten der Firma möchten diese Angelegenheit eben- 

                falls erledigt wissen, zumindest hierüber eine entsprechende Auskunft er-

                halten.

 

Punkt II.  Hausbrandversorgung.

                In dieser Angelegenheit sieht es allgemein sehr schlecht aus. So auch bei

                unserer Belegschaft. Die Deutsche Reichsbahn stellt ihren Gefolgschafts-

                mitgliedern laufend Kohle zur Verfügung, außerdem kommen Sämereien

                zur Verteilung.

                Die Fa. Kalkwerke Middel & Co., Rheine, konnten auf Grund ihrer Kalk-

                Lieferungen Kohle, Torf, Hülsenfrüchte sowie Weißkohl zur allgemeinen

                Verteilung bringen.

                Die Firma Flintermann lieferte Torf an die Belegschaft, in den Bergwerks-

                Betrieben (Ibbenbüren) erhalten alle  verheirateten Gefolgschaftsmitglie-

                der ob unter Tage oder nicht jährlich 90 Zentner Kohlen. Ledige erhalten

                30 Zentner.  So fern sie  außerhalb  ihrer  elterlichen  Wohnung  unterge-

                bracht sind.

                Unsere Firma arbeitet nun überwiegend für den Bergbau. Gegenüber den

                obigen Firmen dürften wir doch in ersten Linie als Bergbau-Betrieb gelten.

                Wäre es da  nicht doch möglich  auf irgend eine Weise  Brennstoff zu be-

                beschaffen ?

 

Punkt III. Schwerarbeiter – Zusatzkarten.

                Die Maschinenarbeiter beantragen obige Zusatzkarten. Genannte  Arbeiter

                sind den  Witterungseinflüssen  mehr ausgesetzt als solche, die sich durch

                körperliche Arbeiten und Bewegung warm halten können. Krankheitsge-

                fahr besteht bei den Maschinenarbeitern also eher wie bei anderen, beson-

                ders dann, wenn erstere  an Kaloriengehalte nichts entsprechend zusetzen

                zu haben.

                Es steht also die Frage offen, ob es wohl am Platze sei, einen Beauftragten

                nach Coesfeld zu entsenden und hier persönlich Rücksprache zu nehmen.

Blatt II

 

                                                         Blatt II

Punkt IV  Jubiläumsfrage.

                Der Krieg ist beendet und wir hoffen, jetzt wieder normalen Zeiten entge-

                gen zu gehen.  Innerhalb  des  Werkes  sind  Arbeiten  wieder in  normale

                Bahnen gelenkt worden. Weiter  Regelungen stehen sichert Bevor. Somit

                wäre  nun  auch die  Frage der  Jubiläen  zu  erörtern.  Einige  Werktätige

                können  bereits  wieder  auf  eine  25jährige  Tätigkeit  im  Werk  zurück

                blicken. (Eine unfreiwillige Unterbrechung, z.B. durch Kriegsereignisse

                bedingt, dürfen nicht als Unterbrechung angesehen werden).

                Es ist zu wünschen, daß auch (in dieser) Hinsicht eine Klärung zustande

                Kommen sollte.

 

Punkt V   Lehrlingsausbildung.

                Die Ausbildung der Schlosserlehrlinge lässt im allgemeinen zu wünschen

                übrig. Die Lehrlinge beklagen  sich allgemein  darüber, dass sie  kaum in

                der Lage sind, tatsächliche Schlosserarbeiten fachmännisch zu verrichten.

                Die Lehrlinge werden fast ausschließlich für den Getriebe-Zusammenbau

                heran gezogen. – Die Prüfung steht bevor und es dürfte bekannt sein, dass

                hier Schlosserfacharbeit und keine Montagearbeit von den Prüflingen ver-

                langt wird.

                Wir möchten hierzu vorschlagen,  die Schlosserlehrlinge  abwechselnd in

                die Werkzeugmacherei  zu beschäftigen, damit sie  zumindest die Grund-

                lagen ihres Faches beherrschen.  Schalterdienste dürften  dann allerdings

                nicht die Hauptbeschäftigung sein.

                (Betr.:  S t i e d e n r o t h  als ehemaliger Lehrlingsausbilder bitten wir,

                die weiter unten gemachten Ausführungen zu beachten).

           

Punkt VI  Betriebs-Tages-Wachen an Sonn- und Feiertagen.

                Die Betriebs – Tageswachen in  unserer  Firma sind  in erster Linie eine

                Kriegserscheinung und sind aus den ehemaligen Luftschutzwachen her-

                vorgegangen. Anfangs nach dem Zusammenbruch kamen plötzliche und

                überraschende Besuche bzw. Eindringen von nicht im Werk Tätigen ver-

                einzelt vor. Es waren somit die s.Z. die wieder eingeführten Wachen not-

                wendig geworden. – Inzwischen hat sich  nun vieles geändert, die öffent-

                liche Ordnung und Disziplin ist im großen und ganzen wieder hergestellt

                und die Besuche uns  Anfragen an Sonn- und Feiertagen im Werk tragen

                fast  immer  privaten  Charakter.  Dieserlei  Angelegenheiten  dürften 

                schließlich auf  gewöhnliche Tage ihre  Erledigung  finden. Unsere Be-

                legschaftsmitglieder möchten sich an den  einzelnen freien Tagen ihren

                       Familien und der sonntäglichen Erholung widmen.

 

Blatt III

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Blatt III

Punkt VII.S t i e d e n r o t h,  Porier.

                Bei der  Einführung  des  Vertrauenstatus am 4. 1.46  wurde uns  von der

                Betriebsführung   u.a. gesagt, daß  entsprechend  der  Maschinenarbeiter

                weitere Schlosser eingestellt werden sollten. Herr Kurt Stiedenroth versieht

                augenblicklich den  Posten  als  Portier.  Er  ist  von  Beruf  Schlosser  und

                Schweisser und  noch voll  einsatzfähig. Wir möchten unserer  Betriensfüh-

                rung  anheim  stellen,  ob es nicht  richtiger und  von großer  Idealität  sein

                würde, den Posten als Portier  an einen von  den sehr vielen  Schwerkriegs-

                beschädigten zu vergeben.

                Zurückkommend aus Stiedenroth möchten wir im Auftrage der Belegschaft

                noch folgendes äußern:   Als  ehemaliger  Ausbilder  der Schlosserlehrlinge

                und sogenannten  Jugendleiter  hat  St.  aus völlig  freien  Willen, sich total

                für die  nationalsozialitischen  Ideen  eingesetzt  und  die ihm anvertraute

                Jugend entsprechend erzogen. (Weitere Ausführungen zu St. wollen wir

                unterlassen).

                Als  Lehrlingsausbilder  und  Jugendleiter dürfte  St.  wohl kaum geeignet

                sein, noch sich einsetzen können.                 

                

Punkt VIII. Verschiedenes.

a)      Die Wärmanlage zum Aufwärmen des Mittagessen ist weder in

Ordnung oder sie wird vernachlässigt. Es geht nicht an, daß Gefolg-

Mitglieder , die den ganze Tag im Werk verbringen, auch noch ihr

Mittagessen kaltgeblieben im Speiseraum verzehren müssen.

(letztmalig am 20.2.46). Die Wärmanlage ist angelegt, sie muß auch

entsprechend genutzt werden können. Stromeinsparungen sind hier

nicht am Platzes.             

b)      Die z.Z. bestellten Holzschuhe treffen immer noch nicht ein. Wäre es

Angebracht, wenn ein Beauftragter, wie in Kriegszeiten (in Ochtrupp

oder Neuenkirchen) bei den Lieferanten vorsprechen würde ?

c)      Beschaffung von Waschmittel,  Berufsbekleidung,  Fahrradbereifung,

Rauchwaren,  Zigarettenpapier,  markenfreie  Nährmittel  durch  die

Firma.

Es würde von der  gesamten  Belegschaft  freudig  begrüßt  werden,

wenn obige  Artikel  durch die  Firma  auf irgend  einer  Weise be-

schafft werden könnte.

 

                                             Im Auftrage der Gesamt-Gefolgschaft

                                   Der Betriebsauschuß

                                    _________________________________________________

 

Betriebsrat Fa. Tacke KG Rheine

Bericht und Protokoll v. 12.5.47.

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      Am 12.5.47 wurde das ehemalige Gefolgschaftsmitglied Heinrich B ü s c h e r durch den Betriebsleiter, Herrn Habermann bzw. dem Betriebs-Ing. Herrn Hillen-brandt wieder eingestellt. Im Betriebs selbst machte sich eine allgemeine Beunruhigung unter den Arbeitern bemerkbar. Büscher war, unter dem Regime der NSDAP, SA-Mann und hatte sich offen zu diesem Regime bekannt, u.a. hat B. im Jahre 1938 an der Judenaktion teilgenommen. (Im Volksmund gehörte B. zu den sogenannten „Tempelstürmern“). Als Arbeitskollege war B. anständig, und man konnte ihm in dieser Hinsicht nichts Nachteiliges nachsagen. Auf Grund seiner Aktivität  im ehem. Nazi – System weigerten sich viele Mitglieder der Belegschaft, mit Büscher zusammen zu arbeiten. Mehrere Kandidaten der bevorstehenden Neuwahl des Betriebsrates (21.5.47) drohten,  im Falle einer Einstellung von Büscher, die Kandidatur zurück zu ziehen. Es wäre somit der Betriebsfriede gestört und die Betriebsratswahl evtl. in Frage gestellt. In Gefolg-schaftskreisen unseres Betriebes ist man der festen Überzeugung, daß im Falle einer reibungslosen Wiedereinstellung Büschers, die Einstellung weiterer Nazi–Aktivisten, welche während und auch vor dem Kriege von ihren vermeintlichen Machtbefug-nissen unter dem damaligen System des öfteren Gebrauch zu machen pflegten, folgen würden.

Wahrscheinlich würde dieses bei den Gebrüder Talle, Meemann, Oberhoff, Haase usw. zutreffen, da man bereits beobachtete, das von Genannten schon verschiedentlich  bei Herr Habermann vorgesprochen wurde. 

Die Ansichten und die Gesinnung des Herrn Habermann in dieser Hinsicht sind in der Belegschaft weitgehend bekannt und es ist keinerlei Gewähr gegeben, dass die Einstellungen obiger Aktivisten nicht erfolgen würde, im Gegenteil, man ist der Überzeugung, dass Herr Habermann dieserlei Einstellungen noch befürworten würde.

 

In Anbetracht dieser Sachlage trat der Betriebsrat am 12.5.47 zu einer kurzen, aber lebhaften Besprechung zusammen. Das Ergebnis war, daß die Wiederein-stellung Büschers  mit Stimmenmehrheit abgelehnt wurde. Dieser Beschluss sollte den Herren Betriebsinhabern zur Kenntnis vorgelegt werden. Es geht darum, den Betriebsfrieden aufrecht zu erhalten und zu sichern.

 

Am 12.5. 47 rief Herr Albert Tacke eine Sitzung ein, unter Teilnahme des gesamten Betriebsrates. – Anwesend waren die Herren  Albert Tacke, Karl Tacke, Habermann, Hillenbrandt, vom Betriebsrat Wilh. Rehme, Thülig, Kramer, Schmitz, Mollen und Haverstreng. Herr Albert Tacke eröffnete die Sitzung und sagte, daß der Grund dieser Besprechung der Fall Büscher sei. Der Betriebsobmann teilte den Herren Betriebsinhabern mit, daß der Betriebsrat auf Grund obiger Ausführungen die Einstellung  B ü s c h e r s  ablehne. Jede weitere Diskussion sei überflüssig.  – Herr Albert Tacke erwiderte, daß er nicht die Absicht habe, hier Einwendungen zu machen, sondern lediglich Ansichten der Betriebsinhaber zur Kenntnis zu geben. Ebenso wie dem Betriebsrat so ist auch den Inhabern an den Betriebsfrieden besonders gelegen.

 

Herr Hillenbrandt führte dann u.a. an,  daß die gesamte Belegschaft in einer Front stehen und zusammenarbeiten müsse um die Leistungsfähigkeit des Betriebes aufrecht zu erhalten und zu steigern. Im Falle Büscher habe er sich bereits mit Herren des Entnazifizierungsausschusses  unterhalten und teilte dazu folgendes mit. Von Seiten des Herrn M ü l h a n (Entnaz. Ausschuß K.P.D.) sei der fall Büscher als kleinlich bezeichnet. Büscher könne sozusagen nicht als Nazi-Aktivist gelten.              

(Ob Herr Hillenbrandt die Angelegenheit Büscher in der obigen Form und die Folgen einer Wiedereinstellung dem Herrn  Mülhan unterbreitet hat, wurde weiter nicht zur Sprache gebracht und muß dahin gestellt bleiben).

b.w.

Blatt 2

Herr Hillenbrandt sagte u.a., man müsse dieserlei Angelegenheiten nicht mit kleinlichen Hass verfolgen und bearbeiten, sondern vom christlichen Standpunkte ausebenfalls in Erwägung ziehen. Herr Albert Tacke fügte dann noch hinzu, daß vor allen nicht sinnlos gehandelt werden dürfe und Menschlichkeit müsse wieder zur Geltung kommen. – Auf Anfrage des Herrn Albert Tacke an Herrn Habermann bezüglich Büscher, antwortete Herr Habermann daß der Fall Büscher „in Ordnung“ sei.

 

Anschließend stellte Herr Albert Tacke fest, daß in Zukunft bei Neu- bzw. Wiedereinstellungen fragwürdiger Art, die Ansichten des Betriebsrates gehört werden sollen. Um den Betriebsfrieden  zu sichern ist es unbedingt erforderlich, die Stimmung der Gefolgschaft  zu wissen und Rechnung zu tragen. Somit wurde die Sitzung, die einen ruhigen und sachlichen Verlauf  nahm, geschlossen.

 

 

(Abschrift)

 

Bekanntmachung !

 

Laut  untenstehender  Abschrift  der  Mitteilung  des  Arbeitsamtes

              

               kann  Urlaub  nach  den  tariflichen  Urlaubsbestimmungen

 

für das Jahr  1 9 4 6

 

               wieder gewährt werden.

                                                                                        F. Tacke

                                                      Maschinenfabrik

                                                                Komm.-Ges.

                                                               gez. Unterschrift

 

 

 

 

(A b s c h r i f t)

 

Arbeitsamt Rheine                                 Rheine i.W., den 8. März 1946

Gesch.Z. : II A/III T6/46

 

 

Firma

F. Tacke K. G.

 

in Rheine/Westf.

 

Betrifft: Urlaub 1946

 

Nach  Mitteilung  des  Herrn  Präsidenten  des  Landesarbeitsamtes

Westfalen-Lippe in Münster sind für das Jahr  1946,  da entgegen-

stehende Weisungen der Militärregierung nicht vorliegen,

die Tariflichen Urlaubsbestimmungen anzuwenden.

 

                                                                M.d.W.d.G.d.

                   

                                                                 gez. Dr. Flotho

 

 

 

   

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