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Der Rückzug

 

 

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Zeitgeschichte

Im September 1944:

 

Der Rückzug der deutschen Truppen geht bis ins westliche Münsterland.

Auszüge aus Berichten in Bücher -  gesammelt von Rudi Marciniak

Am 6. Juni 1944 waren in den frühen Morgenstunden die Alliierten in Frankreich in der Normandie gelandet. Am Abend dieses Tages hatten die Alliierten trotz heftiger Gegenwehr der deutschen Verteidiger  bereits 155.000 Mann an Land gebracht. Am 12. Juni erfolgt der erste Einsatz der deutschen „V 1“ gegen London. Am 26. Juni eroberten die Alliierten nach tagelangen schweren Kämpfen den befestigten Kriegshafen Cherbourg. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Zahl der gelandeten alliierten Soldaten 850.000 Mann mit rd. 148.000 Fahrzeugen auf dem Festland. Bis Ende Juli stieg ihre Zahl  auf rd. 1,5 Millionen an.. Nach schweren und auf beiden Seiten verlustreichen Kämpfen gelingt es den gelandeten englischen und amerikanischen Truppen, auch mit ständigen massiven Einsatz ihrer Luftstreitkräfte, schließlich der Durchbruch aus dem Landegebiet und die Zurückeroberung von Frankreich.

 

Am 25. August wird Paris zurückerobert. Die alliierten Truppen erreichen bis Ende August die deutsche Reichgrenze, Belgien und der südliche Teile von Holland. Deutsche Truppen aus dem besetzten Frankreich und Belgien kommen Anfang September auf ihren Rückzug ins westliche Münsterland. Ungeordnete Kolonnen ziehen durch Ochtup, Gronau und Rheine. Die Bevölkerung ist stark verunsichert und als Luftlandungen am 17. September in Holland bei Arnheim und Nijmegen gemeldet werden, rechnet man bald mit dem Eindringen alliierter Truppen in das Münsterland, denn bis nach Arnheim sind es nur noch knapp 75 Kilometer.

 

Am 5. September kommen bereits auffallend viele Lastkraftwagen und Personenkraftwagen der Wehrmacht aus Holland durch Ochtrup. In der Nacht verstärkt sich die Fahrerei, und heute war den ganze Tag über ein fast pausenloser Verkehr der Truppen, die ins Land herein strömen.  Es fällt auf, dass es viele Wagen der Luftwaffe, insbesondere des Bodenpersonals sind. Der Bevölkerung bemächtigt sich eine starke Unruhe, da der Rückzug einen sehr ungeregelten Eindruck macht und die Soldaten tolle Schauermärchen erzählen. Der größte Teil von ihnen kommt aus Nordfrankreich und Belgien, hat den Weg über Holland genommen und besitzt teilweise weder einen Fahrbefehl noch ein Marschziel. Einige erzählen, die Engländer seien ihnen hart auf den Fersen gewesen. Zutphen und Arnheim seien wahrscheinlich schon besetzt. Zwei ältere Soldaten der Luftwaffe, die bei Pas de Calais zum Schutze von V1- Vergeltungswaffen Feldwache bezogen hatten und unter Zurücklassung aller Privatsachen, von der Truppe versprengt, in Ochtrup eintrafen, berichteten von großen Zersetzungserscheinungen an der Front. Dasselbe bestätigten auch höhere Offiziere, die gerade das Verhalten des Bodenpersonals mancher Flugplätze scharf kritisierten. Eine Unmenge von Material sei in die Luft gesprengt worden. .........  *1)

Am 8. September beginn des Einsatzes der „V2 – Raketen“ gegen England und Antwerpen. Ein großer Teil der Abschussbasen befindet sich in den Wäldern des Westmünsterlandes.

 

Das ungeregelte Zurückfluten der Nachschubformationen durch Ochtrup hat am 17. September einen solchen Umfang angenommen, dass im Hotel zur Post und bei Engels Kontroll-Posten eingerichtet sind. Vom Standort Rheine ist eine Wache von 15 Mann abgestellt, die gemeinsam mit der Polizei und der Stadt- und Landwacht jedes Fahrzeug auf Fahrbefehl und Marschziel kontrollieren. .......... *1)

Gegen 14 Uhr am 17. September kommt die Meldung, das im Raum Eindhoven, Hertogen-bosch, Emmerich, Kleve und Goch Fallschirmjäger abgesprungen und Lastensegler abgesetzt seien. Diese Nachricht wurde vom Sender „Oslo“ laufend durchgegeben. Bald kam auch die Nachricht auf erhöhte Alarmbereitschaft und Zusammenziehung der Stadt- und Landwacht. *1)

Die Bevölkerung, die teilweise am späten Nachmittag  von den Ereignissen Kenntnis bekam, bemächtigte sich einer lebhaften Unruhe, zumal Emmerich und Arnheim genannt wurden, die in Luftlinie nur 75 Kilometer entfernt liegen. ........ *1)

 

Es erfolgen starke Luftabgriffe auf Städte und Ziele im Münsterland und auf die deutschen Flugplätze in Rheine-Bentlage  und Hopsten am 18. und 19. September.

In den Morgenstunden des 19. September und auch am Nachmittag sind wieder größere Mengen Lastensegler abgesetzt worden. Ein Sturmführer der N.S.K.K., der aus Gronau eintraf, sagte aus, dass gestern 20.000 Engländer abgesprungen seien. Arnheim sei von Feind wieder geräumt worden.  *1)

 

Der Verkehr auf den Straßen von Ochtrup hat sich am diesem Tag stark vermehrt. Durch den Fallschirmabsprung in Südholland wurden viele rückwärtige Verbindungen der Front zur Räumung gezwungen, sie suchen neue Unterkünfte. Immer wieder liefen einige zurückflutenden Soldaten ohne Marschbefehl und Marschziel in der Gegend herum. *1)

 

Aber die Alliierten waren den deutschen Grenzen auch noch nie so nahe gewesen wie jetzt. Um und in Aachen wird gekämpft. Luftlandetruppen nicht mehr weit von der Gegend um Gronau. Man vermeint bereits fernes Kanonendonner zu hören, und bei der Bevölkerung ist es nicht mehr weit bis zu einer Panikstimmung. Die aus Aachen geflüchtete Bevölkerung wird in den Nachbarorten untergebracht. Durch Rheine wälzt sich der zurückziehende Tross in immer stärkeren Wellen. Man fragt sich was wird in acht Tagen sein?  *2)

In den Wäldern des Münsterlandes beginnt die Stationieren der  V 2-Raketen.

 

Am 25.9.1944 wird der „Erlass des Führers zur Bildung des Deutschen Volkssturms“ bekannt gemacht.  *3) Siehe gesonderten Pressebericht.

 

Am 01. Oktober verunglückt Generalfeldmarschall Milch mit seinen Kraftwagen bei Ochtrup und wird dabei schwer verletzt.

 

Die Amerikaner und Engländer stehen am 3. Oktober am Rhein und an der Maas und wollen nach der Eroberung der Brücken von Arnheim mit ihrer Offensive in die norddeutsche Tiefebene einrücken.. Die Schüler (des Gymnasiums) sind zum Schippen in  Steide, die etwas größeren an ihrer Vierlingsflak.

Am 5. Oktober erfolgt eine schwerer Luftangriff der 8. US- Luftflotte auf  die Stadt Rheine und den großen Bahnanlagen. Auch gegen die Stadt Münster wird wieder ein verstärkter, schwerer Angriff durchgeführt. 

Am 18. Oktober. Gestern wurde der Volkssturm in Rheine aufgerufen, Männer von 16 bis 65 sollen einrücken.   *2)

 

 

Erlass des Führers

über die Bildung des deutschen Volkssturms

 

Nach 5jährigen schwersten Kampf steht infolge des Versagens aller unserer europäischen Verbündeten

der Feind an einigen Fronten in der Nähe oder an den deutschen Grenzen. Er strengt seine Kräfte an, um unser Reich zu zerschlagen, das deutsche Volk und seine soziale Ordnung zu vernichten,  sein letzte Ziel ist die Ausrottung des deutschen Menschen

 

Wie im Herbst 1939 stehen wir nun wieder ganz allein an der Front unseren Feinden gegenüber. In wenigen Jahren war es uns deshalb gelungen, durch den ersten Großeinsatz unserer deutschen Volks-Kraft die wichtigsten militärischen Probleme zu lösen, den Bestand des Reiches und damit Europas   für Jahre hindurch zu sichern. Während nun der Gegner glaubte, zum letzten Schlag ausholen zu können, sind wir entschlossen, den zweiten Großeinsatz unseres Volkes zu vollziehen.

Es muss und wird uns gelingen, wie in den Jahren 1939-1941 ausschließlich auf unsere eigene Kraft bauend, nicht nur den Vernichtungswillen der Feinde zu brechen, sondern sie wieder zurück zu werfen und so lange vom Reich abzuhalten, bis ein die Zukunft Deutschlands, seiner Verbündeten und    damit Europa sichernder Friede gewährleistet ist.

 

Den uns bekannten  totalen Vernichtungswillen unserer jüdisch-internationalen Feinde setzen wir den totalen Einsatz aller deutschen Menschen entgegen.

 

Zur Verstärkung der aktiven Kräfte unserer Wehrmacht und ins besonders zur Führung eine unerbittlichen Kampfe überall dort, wo der Feind den deutschen Boden betreten will, rufe ich daher        alle waffenfähigen deutschen Männer zum Kampfeinsatz auf. Ich befehle:

 

1.)  Es  ist  in  den  Gauen  des  großdeutschen               5.) Die    Zugehörigkeit  der   Angehörigen  des

      Reiches aus  allen  waffenfähigen  Männer                   Deutschen Volkssturms zu außerberuflichen

      im Alter von 16 bis 60 Jahren der Deutsche                    Organisationen bleibt unberührt. Der Dienst  

      Volkssturm  gebildet. Er  wird  den Heimat-                   im Deutschen Volkssturm geht aber jeden

      Boden  mit  allen  Waffen  und  Mitteln ver-                 Dienst in anderen Organisationen vor.

      teidigen, soweit sie dafür geeignet erscheinen.

 

2.)  Die Aufstellung und Führung des Deutschen     6.) Der Reichsführer SS ist als Befehlshaber des

      Volkssturmes übernehmen in ihren Gauen die         Ersatzheeres verantwortlich für die militärische

      Gauleiter. Sie bedienen sich dabei vor allen            Organisationen, die Ausbildung, Bewaffnung

      der fähigsten Organisationen und Führer der           und Ausrüstung des Deutschen Volkssturmes.

      bewährten Einrichtungen der Partei, SS, SA,

      der NSKK und der HJ.                                          7.) Der Kampfeinsatz des Deutschen Volkssturmes

                                                                                           erfolgt nach meinen Weisungen durch den

3.)  Ich ernenne den Stabchef der SA Schepmann         Reichsführer SS als Oberbefehlshaber des Er-

      zum Inspekteur für die Schießausbildung und         satzheeres.

      und den Korpsführer NSKK Kraus zum In-

      spekteur für die motortechnische Ausbildung     8.) Die militärischen Ausführungsbestimmungen

      des Deutschen Volkssturm.                                        erlässt der Befehlshaber des Ersatzheeres

                                                                                           Reichsführer SS Himmler, die politischen und

4.)  Die Angehörigen des Deutschen Volkssturms         organisatorischen in meinem Auftrag Reichs-

      sind während des Einsatzes Soldaten im Sinne        leiters Bormann.

      des Wehrgesetzes.

                       9.) Die  nationalsozialistische  Partei  erfüllt vor dem  deutschen

                             Volk ihre höchste Ehrenpflicht, in dem sie in erster Linie ihre

                             Organisation als Hauptträger diese Kampfes einsetzt.

     Führerhauptquartier, den 25. September 1944                                        gez. Adolf Hitler

                            

 

*1) Quelle Willi Riegert Bordhorst: „Heimat unter Bomben“ / Stadtarchiv Ochtrup

       Rektor Anton Wegener „Ochtrup Chronik“ 

*2) Hermann Rosenstengel  Rheine Chronik 1914 – 1950 Seite 562

*3) Führererlass vom 25. Sept.1944