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AWO - Beginn in Rheine 1946

Aus der Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehen am 16. Mai 1996

Nach dem Ende der Nazidiktatur 1945 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges vollzog sich der  Aufbau der Arbeiterwohlfahrt zunächst wieder "vor Ort". Wie auch nach dem ersten Weltkrieg galt es zu helfen gegen Hunger, Not und Elend in einem Lande voll Zerstörungen und Trümmer, zu helfen den Opfern des Krieges, den Heimkehrern, den Ausgebombten, den Vertriebenen und Flüchtlingen. Auch diesmal waren es die Frauen, die sich an die Bewältigung der so schwierigen Lebensbedingungen machten. In dieser Zeit gründeten Frauen in der Stadt Rheine einen Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt. Eine ganze Anzahl älterer AWO-Mitglieder in Rheine erinnerten sich an diese Anfänge in den ersten Nachkriegjahren. Die 50jährigeWiederkehr müsse man doch in einen würdigen Rahmen feiern und so wurde als Termin dazu der 16. Mai 1996 festgelegt. Der Vorstand beschloss eine Festschrift herauszugeben. Doch zum großen Teilwaren die geschichtliche Daten nicht geradeleicht zusammen zu tragen. Mit viel Mühe wurde eine Festschrift erstellt und heraus gegeben.

NS                                                                                                                                                                          

Am Tag und während der Feier wurde Rudolf Marciniak von einem Mitglied eine Aufstellung von Dr. Lothar Kurz mit AWO-Artikeln aus der Zeit von 1923-1933 in der Zeitung "Volkswille" übergeben. Zu diesem Zeitpunkt war das eine Überraschung. Der Vorstand des  Ortsvereins beschloss danach das 80jährige Bestehen 2003 gebührend zufeiern und eine neue Festschrift heraus zu geben. Mit der Redaktionsleitung wurde Rudolf Marciniak beauftragt. In der Folge ist hier nun der Text der Festschrift zum 50jährigen Bestehen noch einmal aufgeschrieben.  

* * * * *

Aus der Festschrift zum  50 jährigen Besten der AWO-Rheine

Zur Geschichte der Arbeiterwohlfahrt Rheine

Vorläufer der heutigen AWO - Rheine waren vor 1933vor allen engagierte Frauen aus der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie, die sich im Volkshaus in der Rosenstrasse trafen, für Bedürftige nähten und sich für sie und ihre Kinder um Rat und Hilfe bemühten. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zur Gründung eines Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt in Rheine. Die Stadt war bereits Anfang April 1945 von englischen Truppen erobert und besetzt worden. Durch die zahlreichen Bombenangriffe war die Stadt weitgehend zerstört. Alle Betriebe, die großen Bahnanlagen und ganze Stadtteilewaren eine große Trümmerwüste. Über 50% aller Wohnhäuser waren zerstört, schwer beschädigt und unbewohnbar. Über 100.000 cbm Trümmerschutt bedeckten die Stadt.

Mühsam begannen die Menschen mit dem Wiederaufbau. Flüchtlinge und Vertriebene kamen in die Stadt. Viele Kriegerwitwen mit ihren Kindern, Kriegsversehrte und Heimkehrerbrauchten Rat und Hilfe. Die politischen Parteien, die Gewerkschaften und verschiedene Hilfsorganisationen begannen mit ihrer Arbeit. In dieser Zeit der Bot gründeten etwa 20 Personen, überwiegend Frauen, im November 1945 den Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in Rheine. Zu den engsten Kreis der Gründer gehörten damals Thea Paulsen, Herta Scholz, Helene und Matthias Thesing, Agnes Roter, und Irma Tomat. Zur1. Vorsitzenden wurde Thea Paulsen gewählt. Sie leitete die AWO Rheine bis 1948. Neue Vorsitzende wurde Erna Wünnemann sie bis 1984 nicht nur den Ortsverein Rheine leitete, sondern auch den Ausbau der AWO im Kreisgebiet  und die Gründung neuer AWO-Ortsvereine unterstützte.

Im April 1947 stellte der Rat der Stadt Rheine für die Arbeit der Wohlfahrtsverbände folgende Mittel in seinen Haushalt bereit: Für die Karitas 3.600 RM, für die Innere Mission 900 RM, für die Arbeiterwohlfahrt 500 RM und für die Schwesternheime weitere 2.000 RM.

Im damaligen Flüchtlingslager in der Damloup-Kaserne wurde eine Nähstube eingerichtet und von der Arbeiterwohlfahrt betreut. Aus Care-Paketen stammende Lebensmittel und Spenden wurde an Flüchtlingen, Vertriebene und Bombengeschädigte verteilt. Kleiderspenden aus den USA wurden instand gesetzt, umgearbeitet und ausgegeben. Eine erste Sammlung für bedürftige Mitbürger wurde 1946 durch- geführt. Es wurde geholfen, wo man nur konnte. Eine erste Weihnachtsfeier wurde 1947 im Flüchtlingslager veranstaltet. Die Kinder erhielten kleine Geschenke und selbst gebastelte Spielsachen.            

Langsam, Schritt für Schritt, ging es durch den unermüdlichen Einsatz der zahlreichen Helferinnen und Helfer auch mit der AWO aufwärts. 1948 wechselte der Vorsitz von Thea Paulsen zu Erna Wünnemann, die dann die AWO bis 1984 leitete. Sie hat durch ihre jahrelange Arbeit und selbstlosen Einsatz - auch als anerkannte Sozialpolitikerin - maßgeblich die Entwicklung der Arbeiterwohlfahrt in Rheine und imKreis mitgestaltet und mitgeprägt. Für ihre Verdienste wurde sie mit der "Marie Juchacz Medaille" ausgezeichnet. 

Bereits 1948 wurden die ersten Fahrten und Wanderungen, sowie Zeltlager und Stadtranderholungen für Kinder durchgeführt und mitgetragen. Schon bald war es auch möglich, bedürftige Menschen anKuren teilnehmen zu lassen. Seniorenveranstaltungen und Familienfreizeiten wurden organisiert. großen Anklang fanden damals bereits die auch heute noch durchgeführten Weihnachtsfeiern. Sie gehören schon zur Tradition der AWO. Immer findet sich eine große Teilnehmerschar ein. Seit 1951, also seit 45 Jahren, wirkt daran der mit viel Engagement, Verbundenheit und Freude der Männerchor "Sängerlust" mit.

Durch die steigende Zahl der "Gastarbeiter" wurde die freie Wohlfahrtverbände deren Betreuung übertragen. Die AWO betreute die türkischen Arbeitnehmer und deren Familien, was nicht immer eine leichte Aufgabe war. In der alten Aloysius-Schule an der Sternstrasse konnte einen Begegnungsstätte für die Türken geschaffen werden, die sich eines guten Zuspruchs, vor allen der Kinder, erfreute. 

Endlich konnte auch 1975 mit dem Bau eines Kindergartens der Arbeiterwohlfahrt an der Ludgeristraße begonnen werden. 90 neue Plätze bildeten für die Kinder im Schotthock eine zusätzliche Betreuungsmöglichkeit. Obwohl der Kindergarten bereits am 2. Januar 1976 seine Arbeit aufnahm, erfolgte die Einwei- hung erst am 21. Februar 1976. Eine große Schar von Gästen aus Politik, Verwaltung, Jugend- und Wohl- fahrtpflege hatten sich eingefunden. Vom Bürgermeister Ludger Meier und dem Landrat Hans Pötschkiwurden dabei die Leistungen der Arbeiterwohlfahrt und die enge Zusammenarbeit mit der Stadt und demKreis als sehr hilfreich, wohlwollend und angenehm bezeichnet.

Viermal in den langen Jahren musste die AWO - Rheine ihre Arbeitsstätte verlegen, von der Danloup-Kaserne in die alte Heiligen-Geist-Schule an der Herrenschreiberstrasse, von dort wieder in das Haus am Kugeltimpen und schließlich nachlangem Bemühen endlich in die neu eingerichtete Begegnungsstätte Auf dem Thie 24. Diese Begegnungsstätte ermöglichte nun regelmäßige Veranstaltungen und Treffen für die verschiedenen Gruppen durchzuführen. Bereits im September 1981 konnte die 10.000 Besucherin begrüßt werden. Für den Bau des Kindergartens und der Errichtung der Begegnungsstätte hatten sich besonders auch Erwin Schmidt und Erna Wünnemann eingesetzt. 

1984 wechselte der Vorsitz der AWO von Erna Wünnemann zu Irmgard Luther. Ab April 1985 konnte ein schöner Anbau an der Begegnungsstätte Platz für größere Veranstaltungen schaffen. Ferienveranstaltungen gingen nach Mosbach und nach Bernau im Schwarzwald. Es wurde Karneval der Senioren gefeiert und Tagesausflüge veranstaltet. Auch für Mutter- und Kind-Kuren wurden Plätze vermittelt und bezuschusst.

Es wurde ein "Mobiler sozialer Hilfsdienst" eingerichtet, der sich zum Ziel setzte, ältere und behinderte Menschen durch die Übernahme von Betreuungsaufgaben im häuslichen Bereich dem Wunsch nach Selbstständigkeit gerecht zu werden und somit eine Alternative zur Heimunterbringung bieten will. Er stellt eine sinnvolle Ergänzung der ambulanten Angebote der Sozialstationen war.

Sprachferien für Schüler in England und Frankreich wurden organisiert und vermittelt. Mit Hilfe von ABM-Maßnahmen wurde eine Schulaufgabenhilfe für deutsche und türkische Kinder eingerichtet. Für die Senioren wurden Gymnastikstunden durchgeführt. Jährlich fanden Seniorenfreizeiten in verschiedenen Gegendenstatt. Dazu Weihnachtsfreizeiten in Bad Sachsa, Großenbrode und Winterberg. Fahrten an die innerdeutsche Grenze zur damaligen DDR, nach Bonn zum Deutschen Bundestag und zum Landtag nach Düsseldorf.

Eine besonders aktive Radfahrgruppe wurde von den Senioren gegründet. Die radellustigen Damen unter- nahmen zahlreiche Pättkestouren in die nähere Umgebung der Stadt Rheine. Kaffeetrinken mit einer Einkehr und Rosinenbrotessen gehörten immer zu der Fahrt mit der Fitze ins Grüne. Auch ein paar Männer beteilig- ten sich an diese frohe und lustigen Veranstaltungen.

Nach der Wiedervereinigung wurde Verbindung mit Leute aus der Partnerstadt Bernburg aufgenommen, die sich um die Gründung eines neuen AWO-Ortsvereins bemühten. Durch Rat und Hilfe dabei entwickelte sich ein guter Kontakt, der zu gegenseitigen Besuchen geführt hat.   

Ein neues Projekt wurde ib Angriff genommen. Der Kreisverband Steinfurt der Arbeiterwohlfahrt konnt ein Kooperation mit dem Verein "Arbeit und Leben" in der Stadt Rheine eine neue Wohnanlage an der Surenburgstrasse für behinderte Menschen schaffen. Dort stehen nun für diese Zwecke 32 Plätze zur Verfügung.Die Einweihung konnte im Frühjahr 1995 erfolgen. 

Eine Beratungsstelle für behinderte Menschen und deren Angehörige wurde in der Mühlenstrasse 73 gemeinsam mit der Caritas-Rheine eingerichtet. Mit einem Umbau und der Renovierung des AWO-Kindergarten wurde zu Beginn des Jahres begonnen.

Die Arbeiten und die Leistungen Der Arbeiterwohlfahrt in Rheine wäre ohne das Mitwirken vieler ehren-amtlicher Helferinnen und Helfer nicht möglich gewesen. Ihnen allen gilt im Jubiläumsjahr ein besonders herzlicher Dank für ihren selbstlosen Einsatz. Gleichzeitig dankt die AWO-Rheine den Rat und die Verwaltung für der Stadt Rheine und des Kreises Steinfurt für die umfangreiche Hilfe und Unterstützung ihrer Arbeit. Auch den anderen Wohlfahrtverbänden sei Dank gesagt für die gute Zusammenarbeit in den vielen Jahren seit der Gründung der AWO in Rheine. Dies gilt auch für die stillen Förderer und Spender in unserer Stadt.

Rheine, im April 1996    

Die zahlreichen Grußworte und die Bilder der Festschrift sind hier nicht übernommen worden.                         

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Auszüge aus der  Festschrift 

Geschichte der Arbeiterwohlfahrt

in der Stadt Rheine von 1923 bis 1933

Vorbemerkung 

Als die Arbeiterwohlfahrt - Ortsverein Rheine - an 25. Mai 1996 in einer Feierstunde ihr 50-jähriges Jubiläum feiert, ging man von der Gründung nach dem II. Weltkrieg 1945 aus. Ältere Mitglieder hatten damals berichtet, dass es vor 1933 zwar einige Aktivitäten in Rheine gegeben habe, dass aber offensichtliche ein Ortsverein der AWO in Rheine nicht bestanden hätte. Der Historiker Dr. Lothar Kurz hatte bei seinen Arbeiten heraus gefunden, dass es in der Zeitung "Volkswille" doch Artikel und Berichte über die Arbeiterwohlfahrt in der Zeit von 1923 bis 1933 gibt. Davon sind nun 38 kleinere und größere Zeitungsausschnitte bekannt.

Die Zeitung "Volkswille" war eine sozialdemokratische Zeitung, die in der Stadt Münster bis 1933 erschien und die, zwar lückenhaft, noch im Stadtarchiv Münster vorhanden ist. Auch außerhalb von Münster wurde die Zeitung vertrieben und in Rheine ebenfalls gelesen. Sie berichtet u.a. auch aus der Stadt Rheine. Die hohen Portokosten veranlasst edie SPD in Rheine an Stelle von verschickten Einladungen ihre Bekanntmachungen und Einladungen nur noch in der Zeitung "Volkswille" zu veröffentlichen. Dennoch erscheint das Material lückenhaft. Auch weiteres Material und einige alte Zeitzeugen wurde ausfindig gemacht und standen nun für die neue Festschrift zur Verfügung. 

Demnach hat es in Rheine in der Weimaer Republik, zahlreiche, vor allen von Frauen durchgeführte Aktivitäten für Arbeiterfrauen, Gewerkschaftskolleginnen und Sozialdemokratinnengegeben, wie z.B. Versammlungen, Frauennach mittage, Nähabende, Ferienausflüge für Schulkinder und Hilfen für kinderreiche Familien.

Das nun vorhandene Material und einige bisher nicht bekannte weiteren Informationen sollen in einer kleinen Dokumentation festgehalten werden. Der Dank der Arbeiterwohlfahrt für die Hilfen bei der Materialzusammenstellung gilt besonders Herrn Dr. Lothar Kurz und dem Stadtarchiv Rheine.

Rheine, im Januar 2003                                                                                 

Der Vorstand 

Einleitung                                     

Rudolf Marciniak

Der Tod hatte im 1. Weltkrieg nicht nur auf den Schlachtfeldern seine große Ernte gehalten. Durch die schlechte Versorgung forderte das Hungerjahr 1916 auch viele Opfer bei der Bevölkerung. In der vier Jahren des Krieges starben infolge von Hunger und Krankheiten über 750.000 Menschen. Auch nach dem Endes des Krieges herrschten in Deutschland Hunger und Not. Dies galt besonders für die Arbeiter und ihren Familien, für die Frauen und Kinder, deren Männer und Väter als Soldaten den Tod gefunden hatten. Eine Hungerkatastrophe schien unvermeid- bar. Den zunehmenden sozialen Konflikten in der politischen Wirren der ersten Nachkriegsjahre war die öffentliche Wohlfahrtpflege nicht gewachsen. In der Arbeiterbewegung, bei den Gewerkschaften und in der Sozialdemokratie kam man deshalb immer stärker zu der Überzeugung, eine eigene Einrichtung bzw. Organisation hierfür zu schaffen.

Im Kaiserreich galt. wer durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit in Not geraten war und Hilfe brauchte, für den bestand keineswegs ein rechtlicher Anspruch darauf. Zu den Aufgaben des Staatesgehörte nicht der gesamte Bereich der Fürsorge und der Armenpflege. Wer eine Unterstützung erhielt, hatte diese zurückzuzahlen, sobald er wieder in Arbeit war. Bei längerem Bezug für betroffene Familien konnte so trotz der geringen Höhe der Unterstützung eine dauerhafte Verschuldung eintreten. *)

Darüber hinaus war der Erhalt einer kommunalen Unterstützung meist mit den Verlust der bürgerlichen und politischen Rechte und dem Entzug des Wahlrechts verbunden. Die Gemeinden versuchten häufig Bedürftige abzuschieben. Der Almosencharakter der öffentliche Fürsorge wurde als ein Teil des ausbeuterischen kapitalistischen Gesellschaftssystems betrachtet.

Anfang der 20ziger Jahre herrschten wirtschaftlich schwierige Zeiten für die Arbeiter auch in der Stadt Rheine. Um kinderreiche und durch Arbeitslosigkeit betroffene Familien Beihilfe zu gewähren, wurde auf Abtrag der Gewerkschaften eine Wohlfahrtskommission gebildet. Die wechselnde Beschäftigungslage in der Textilindustrie wird besonders deutlich als 1926im Münsterland 115 Betriebe ihre Produktion einstellten und der Textil-Gewerkschaftsverband wöchentlich 198.000 Mark Erwerbslosenunterstützung zu zahlen hatte. **)

1927 verbesserte sich vorübergehend die Konjunktur und die Beschäftigungssituation , um aber mit der Weltwirtschaftskrise erneut in Schwierigkeiten zu geraten. Auch die Betriebe der Metallwirtschaft, (darunter besonders die Windhoff AG 1931/32) waren betroffen. Am 31,03.1933 gab es im Arbeitsamtsbezirk Rheine 7.192 Arbeitslose. Ein gro0er Teil waren Arbeiter in der Stadt Rheine mit ihren Familien.

*)Die Arbeitslosenunterstützung wurde erst 1927 eingeführt.**) GEWERKSCHAFT TEXTIL-BEKLEIDUNG VST Rheine 75 Jahre 

Die AWO - eine Selbsthilfeorganisation der Arbeiter:

Friedrich Ebert, der erste Reichspräsident der Weimaer Republik, bezeichnete die neu ins Leben gerufene Arbeiterwohlfahrt als eine "soziale Hilfseinrichtung der Arbeiter". Sie sollte die entwürdige - weil willkürliche - Armenpflege jener Zeit überwinden. Während das bürgerlich/caritative Fürsorgeverständnis noch immer von persönlicher Minderwertigkeit und Schuld als Ursache seiner Not und Hilfsbedürftigkeit ausging, lebten die Initiatoren der Arbeiterwohlfahrt in der tiefen Überzeugung, dass soziale Fürsorge eine grundsätzliche Aufgabe des Staates und der Gesellschaft sei. Nicht Almosen gewähren, sondern Rechte sichern für die Menschen, die unverschuldet in Not geraten waren und Hilfe brauchten. Das war der Kern der gesellschaftspolitischen Forderung der Frauen und Männer in der Arbeiterbewegung, der Sozialdemokratie und der Freien Gewerkschaften. Diese Auffassung sollte nun über einen Modernisierungsprozess der damaligen kommunalen Wohlfahrtspflege Eingang finden in eine neue all-gemeine Sozialgesetzgebung. Not und Armut sollten überwunden und die unwürdige Armenpflege dadurch über- flüssig gemacht werden. Getragen wurde diese sozialpolitische Version also von der Arbeiterbewegung die an die Botschaft der Französischen Revolution anknüpfte: "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit". Dies sollte eingehen in die Gestaltung einer neuen menschenwürdigende Ordnung sozialen Staates. Seine obersten Werte sollten Mitsorge, Hilfe und Solidarität sein mit den Menschen, die in unserer Gesellschaft in Not und Armut lebten.  

Die Arbeiterwohlfahrt der ersten Jahre nach ihrer Gründung war fest in den Hände sozialdemokratischer Frauen. Die meisten - bis auf wenige Ausnahmen - waren ehrenamtlich aktiv. Ohne ihre Bereitschaft wäre die Arbeiterwohlfahrt nur eine Idee geblieben.

Historisch betrachtet zählt das Engagement der Frauen zu ihrem Kampf um ihre rechtliche Gleichstellung    

 

Die Arbeiterwohlfahrt in Rheine nimmt ihre Arbeit auf:

Es waren die Frauen von Sozialdemokraten, Arbeiterinnen und Gewerkschaftskolleginnen die vor Ort mit viel ehrenamtlichen Einsatz für die Arbeiterwohlfahrt ihre Tätigkeit aufnahmen. Überall bildeten sich" Ortsausschüsse", die heute auch in der Organisation als Ortsvereine bezeichnet werden. Während der Kriegsjahre war die Versorgung der Bevölkerung in großen Schwierigkeiten geraten. In den Städten waren Lebensmittel nicht mehr in erforderlichen Maße zu erhalten. Besonders im Jahre 1916 hielt der Hunger in vielen Familien Einzug. Vor allen die Frauen und Kinder der kriegsdienstleistenden Männer waren davon betroffen. Im Münsterland hatte eine große Zahl von Textilbetrieben ihre Produktion eingestellt. Der Kriegsdienst und der Einsatz der Arbeiter bei Notstandsarbeiten, Wege- und Straßenbauüberdeckte die Arbeitslosigkeit. In der Stadt Rheine gaben die "vereinigten Arbeiterausschüsse" der königlichen Eisenbahn, der Firmen Johann Eicksens, Wilhelm Jackson, F. Tacke und Windhoff am 28. Juli 1918 eine "Aufklärung über die Lebensmittel-, Kleider- und Heizmittelversorgung" ab. Das Ende des Krieges verschlechterte die Versorgung mit Lebensmittel noch zusätzlich. Die heimkehrenden Soldaten, viele Kriegsversehrte waren in ihren Familien auf Hilfe angewiesen. Die Auflösung der Kriegsversorgungsämterverlangte einen zusätzlichen Einsatz der Wohlfahrtspflege bei den kommunalen Verwaltungen.

In Rheine bildete die Stadt auf Verlangen der Gewerkschaften im Oktober 1921 eine Wohlfahrtskommission, die u.a. zuständig war für die Bewilligung von Beihilfen an kinderreiche und minderbemittelte Familien. Aber die Notlage verbesserte sich nicht und hielt bis über das Inflationsjahr 1923 an. Die Währungsreform und die Einführung der Rentenmark im November 1923 führten zunächst zu keiner Verbesserung. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auch in Rheine weiter an. Dies galt nicht nur für die Situation in der Textilindustrie, auch die Metallindustrie und das Baugewerbe waren davon betroffen. Im Juli und August 1924 bitten die Gewerkschaften wegen des Abbaus der Arbeitszeiten im 50% in den hiesigen Betrieben das "wohllöbliche Stadtverordneten- Kollegium" um die Bereitstellung von Mitteln für die am schlimmsten betroffene Familien. Es wird Abstand genommen von einem geplanten Gewerkschaftsfest, weil "die Textilarbeiterschaft in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen lebe und am Hungertuche nagen müsse". 

Die Rheiner Sozialdemokraten führten am 16. April des Jahres 1923 für die Arbeiterfrauen und Gewerkschafterinnen im Volks- haus an der Rosenstraße eine erste Versammlung durch. Der Parteisekretär Genosse Pohlmeier sprach dort über das Thema "Frauenfragen und Arbeiterwohlfahrt". Diese Versammlung war nach den heutigen Erkenntnissen die Gründung der Arbeiterwohlfahrt in Rheine. In einem Schreiben *) des Ortsausschusses der Arbeiterwohlfahrt an die Stadt im Jahre 1928 wird darauf hingewiesen, dass der "hiesige Ortsausschuss" in Rheine seit nunmehr 5 Jahre besteht.       *) Stadtarchiv Rheine

Hilfe leistete dann auch die über die Grenze des Münsterlandes Hinaus bekannt gewordene Jeanette Wolf *) aus Bocholt. Sie hat mit ihren Vortrag am 9. Mai 1923 in Rheine bei einer Frauenveranstaltung den Aufbau der AWO Rheine mit unterstützt.

  *) Jeanette Wolf war eine der führenden sozialdemokratischen Frauen, die sich im Münsterland mit großem Einsatz für die Rechte der Arbeiterfrauen einsetzte. Bei den ersten Kommunalwahlen nach dem I. Weltkrieg am 2. Mai 1919 wurde die bereits für die SPD in den Rat der Stadt Bocholt gewählt. in dem sie auch bei den Wahlen am 4. Mai 1924 uns am 17. November 1929 wieder gewählt wurde.

Hermine Walterbach. war schon nach den Ende des II. Weltkrieges Mitglied der SPD geworden. Sie war die Vorsitzende der AWO-Rheine bis 1933. Helene Thesing, die Ehefrau der SPD-Vorsitzenden, war ihre beste Hilfe bei der Arbeit in Rheine. Zu einer Veranstaltung im Rahmen des Wahlkampfes für die Kommunal- und Reichstagswahlen am 4. Mai kam Marie Juchacz nach Rheine. Sie war die Gründerin und Vorsitzende des Reichsausschuss für die Arbeiterwohlfahrt, Reichstagsabgeordnete und gehörten dem Reichsvorstand der SPD an. Zu der Veranstaltung im Saale Elpers waren 500 bis 600 Personen erschienen. Darunter auch zahlreiche Kommunisten die sich mit zahlreichen Störungen und Beschimpfungen hervor taten.  

Die Beschäftigungssituation für die Arbeiterschaft in Rheine hatte sich im Sommer des Jahres 1924 weiter verschlechtert. Diese Entwicklung war Gegenstand der Beratung in einer Sitzung des ADGB - Ortsausschusses am 1. August 1924. Darüber berichtetet die Zeitung "Volkswille" in einem Artikel:

. Rheine -

Der Ortsausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes hat in seiner Sitzung am   Freitag, dem 1. August 1924 beschlossen, in diesem Jahr von einer Ausrichtung eines Gewerkschaftsfestes Anstand zu nehmen, weil die wirtschaftlichen Verhältnisse  der Arbeiter in Rheine derart sind, dass sie festliche Veranstaltungen nicht gestatten. Die Rheiner Textil-Arbeiterschaft nagt schon seit langem am Hungertuche, während andere Kreise der hiesigen Einwohnerschaft von der großen Not scheinbar nicht wissen, sonst würden sie nicht sonntäglich der hiesigen Arbeiterschaft vor demonstrieren, wie man das satte Leben mit fetten Vermögen in harmonischen Einklang bringt.  

Bereits einige Tage vorher berichtete der Sekretär des Zentralverbandes christlicher Textilarbeiter Artkötter in einem Schreiben an das Stadtverordneten-Kollegium der Stadt Rheine über die missliche wirtschaftlichen Verhältnisse der Textilarbeiterschaft, da die hiesigen Firmen die Arbeitszeit um 30% bis 50% gekürzt hatten, was sich katastrophal auf die Einkommensverhältnisse auswirkte. Diese Situation bestehe schon seit Jahresbeginn. Da es keine Kurzarbeiterunterstützung gebe, forderte Arkötter von der Stadt die Bereitstellung von Mitteln zur Unterstützung  für die allernotwendigsten bedürftigen Familien. Infolge der schlechten Beschäftigungssituation war die Zahl der Arbeitslosen - nicht nur in der Textil-Industrie - beachtlich gestiegen.

Viele Arbeiterfamilien waren von langer Arbeitslosigkeit betroffen. "Für die Kinder unserer Bewegung", Schulkinder aus Arbeiterfamilien und aus kinderreichen Familien führte die Arbeiterwohlfahrt in Rheine in den Sommermonaten 1924 ihre ersten Ferienausflüge in die näher Umgebung der Stadt durch. Sie sollte den Kindern etwas Freude und Abwechselung im ihren einfachen Alltag bringen. Die Anzahl der teilnehmenden Kinder beachtlich. Der letzte Ferienausflug 1924 fand am 4. September statt. Die guten Erfahrungen führten schließlich dazu, dass in den folgenden Jahren immer wieder diese Ferienausflüge geplant und durchgeführt wurden. Damit wurden sie so etwas wie eine ständige Einrichtung für Arbeiterkinder in Rheine. Über diese Ferienausflüge liegen auch einige Pressemeldungen mit Ankündigungen und Berichten vor.

Die in den Jahren 1924 und 1925 durchgeführten Ferienausflüge wurden ausschließlich selbst finanziert. 1927 gab es aus öffentlichen Mitteln erstmalig einen Zuschuss von 130,-- Mk. Am 14. Juli 1928 wurde für die Arbeit der Arbeit der Arbeiterwohlfahrt durch ihren Ortsausschuss Mittel bei der Stadt Rheine beantragt. Darunter auch für Ferienausflüge von Schulkindern. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte in ihrer Sitzung vom  15. Juli einen Gesamtbetrag von 500 Mk. In den geforderten Nachweis der Ausgaben wurden Ferienausflüge    im Jahre 1928 mit einem betrag von 170,28 Mk ausgewiesen. Der Antrag und der Nachweiß waren jeweils von Frau Walterbach als Vorsitzende und Frau Thesing für die Arbeiterwohlfahrt unterschrieben.                        Quelle: Stadtarchiv Rheine/Neues Archiv 585

In der Presse wird am 13. August 1929 der nächste Ferienausflug angekündigt. Am 27. August wird berichtet, dass ein Antrag für eine Beihilfe der Stadt von 200 Mk für Ferienausflüge abgelehnt wurde. Es wird in der Presse am 6. September dann über den letzten Ferienausflug der Schulkinder im Jahre 1929 zum Ausflugslokal "Zum Frieden" mit über 100 Kinder und einer Ansprache des Genossen Paulsen berichtet. Im Jahre 1930 wurden wieder 3 Ferienausflüge durch geführt. Am 8. September berichtete die Presse über den letzten Ferienausflug 1930 an dem 120 Kinder teilnahmen. Die letzten Angaben über drei Ferienausflüge  der Schulkinder mit der Arbeiterwohlfahrt in Rheine  liegen aus dem Jahre 1931 vor. Interessant ist dass die Presse u.a. berichtet: "Gerade in der jetzigen Zeit, wo die Arbeiterschaft durch Not und Elend am meisten heimgesucht ist, macht es sich die Arbeiterwohlfahrt zur Pflicht, den Kindern der Ärmstem einige frohe Stunden in der Woche  zu bereiten.  Die Partei und die Gewerkschaftsfreunde mögen deshalb ruhig ihre Kinder schicken. Auch die Beteiligung der Genossen wird erwartet."

Die Vorbereitung und Durchführung der Ferienausflüge lag in den Händen bei den Frauen der Arbeiterwohlfahrt, allen voran bei Hermine Walterbach und Theresa Thesing. Alle damit verbundenen  uns zeitaufwendigen Arbeiten wurden selbstverständlich ehrenamtlich durchgeführt.  Wenn auch die Angaben über Teilnehmerzahlen an den Veranstaltungen schwankten, so wurden doch die Ausflüge der Schulkinder gern angenommen und waren für sie ein frohes Erlebnis. Immer wurden diese Ausflüge aber auch von einigen Frauen und Müttern begleitet. Über den Besuch einer Gruppe der Kinderfreunde aus Hervest-Dorsten und Holsterhausen  in den Sommerferien 1931  liegt eine interessante Pressemeldung vor. Am 6. und 14. August und am 1. September wurden wieder für die Schulkinder 3 Ferienausflüge durchgeführt. Es ging diesmal nach Sr. Arnold. Mit diesen Pressemeldungen endet die Berichterstattung über die Ausflüge. Ob 1932 noch Ausflüge stattfanden war nicht mehr zu klären.

 Familienhilfe und Nähabende

Zu der umfangreichen Arbeit des Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt in Rheine gehörte aber auch vor allen    , Rat und Hilfe zu geben für Menschen und Familien die in Not geraten waren. Die Hilfe war nicht an konfessionellen oder politischen Gesichtspunkten gebunden. So konnten 1928 ca. 75 Familien, in ihrer Not geholfen werden. Auch in der Wöchnerinnenpflege war man besonders tätig. Gerade die Frauen, die in die Fabrik gehen mussten um den notwendigen Lebensunterhalt für ihre Familie mitzubestreiten, bedurften bei eine Niederkunft Hilfe und Unterstützung im Haushalt besonders wenn noch andere Kinder dem Haushalt angehörten. so wurden im selben Jahr 23 Wöchnerinnen durch Gestellung von Pflegerinnen gute Hilfe geleistet.

Bereit im Oktober 1926 wurden zum erstenmal zu einer Zusammenkunft verbunden mit einem Nähabend  im Hause Thesing eingeladen. Diese Nähabenden wurden bald zu eine ständigen Einrichtung, vor allen zu Beginn des Winters. Es wurden für Familien und besonders für Kinder benötigte Kleidungsstücke genäht. Dabei tauschten die Frauen untereinander auch ihre Erfahrungen bei Herstellung von Kleidungsstücken aus. Darüber berichtet auch die Zeitung "Volkswille" in einen besonderen Artikel.

Frauennachmittage im Gewerkschaftshaus

Die Arbeiterwohlfahrt bemühte sich auch ständig Frauen und Mädchen zur Mitarbeit zu gewinnen. Dazu gehörte seit 1926 auch die Durchführung von besonderen Informationsveranstaltungen an Nachmittagen über die Arbeit der Arbeiterwohlfahrt, der Freien Gewerkschaft, der Partei und des Konsumwesen. Dabei gab es Kaffee und Kuchen und ein lustiges Programm mit Vorträgen von lustigen Geschichten und Lieder gehörten dazu. Die Veranstaltungen fanden im Gewerkschaftshaus an der Rosenstraße statt und erfreuten sich eines regen Zuspruchs. Häufig waren über 100 Frauen und Mädchen anwesend. Die offensichtlich letzte dieser Veranstaltung im Gewerkschaftshaus war am 22. Februar 1933 ein solcher Frauenabend.Das Gewerkschaftshaus war überfüllt.

"Ich kann mich noch gut erinnern." 

Interview mit der Zeitzeugin Anne W. am 08.10.2002 in der AWO-Begegnungsstätte Rheine..

Anni W. wurde am 10. März 1919 9n Rheine geboren Mit ihren Eltern und vier Geschwistern wohnte sie in der Ludwigstraße. Mit 6 Jahren ging sie in die Antonius-Schule. Ihre Eltern waren beide Mitglied der SPD in Rheine. Nebenan wohnte ein Kommunist. Sonst waren alle streng katholisch und natürlich "Zentrum".

"Ich habe das alles als Schulmädchen noch miterlebt". erzählt Anni W. "Meine Mutter war immer mit Frau Walterbach zusammen. Die war damals Vorsitzende von der Arbeiterwohlfahrt in Rheine.  Die haben immer etwas für uns Kinder aus den Arbeiterfamilien gemacht. Wanderungen und Ausflüge in den Schulferien. Da trafen wir Kinder uns immer am Heiligen-Geist-Platz, immer Mittwochs um 2 Uhr. Das war immer ein großes Hallo bei so vielen Kindern. In den großen Schulferien, die ja 6 Wochen dauerten, wurden jedes mal mehrere Ausflüge gemacht. Meine Mutter, Frau Thesing und Frau Paulsen   haben dann immer Frau Walterbach als Begleiterinnen geholfen. Von zu Haus hatte man etwas zu futtern mit bekommen. 

Am Ziel der Ausflüge gab es Limonade oder Kakao zu trinken und auch ein Stück Kuchen, den die Frauen selbst gebacken hatte. Es wurden lustige Spiele gemacht, rumgetobt, getanzt und viele gesungen. Von Paulsen nahmen Raimund und Irma immer teil, die Catos-Kinder und die Hermanns-Kinder. Ich weiß noch dass es einmal zum Gasthof  "Frieden" ging mit Pausen bei "Delsen" oder dem Solbad "Gottesgabe" , ein anderes mal ging es zum Kanalhafen oder zur dritten Schleuse. Ich glaube da war auch immer von der SPD dabei wenn diese Ausflüge organisiert wurden.

In einem Jahr wurde zum Abschlu0 der Ferien-Ausflüge eine Sonderfahrt mit einem Schiff auf der Ems gemacht. Das war mit dem "Motorboot Heimat" und weil da nicht genug Platz drauf war, Es hatte  ja nur etwa 30 Plätze für Erwachsene, wurde eine "Pünte" dahinter gehangen, damit die vielen Kinder alle mit kamen. Die Fahrt ging zu der Gartenwirtschaft "Högesche". Da wurden Spiele gemacht uns wir Kinder tobten richtig herum. Es gab aber auch Limonade und ein Stück Kuchen".

"Meine Mutter trug die Zeitung "Volkswille" aus, um ein paar Groschen zu verdienen und als ich 10 Jahre alt war,half ich tüchtig dabei mit:

 

Volkswille

 

Sozialdemokratische Tageszeitung für Münster und das Münsterland Publikationsorgan der Freien Gewerkschaften

 

Ein Herr Merz holte die Zeitungen für Rheine von Münster und um 14.15 Uhr trafen sie sich mit anderen am Bahnhof. Das waren ein Herr Rehbock und Opa Wever, die ebenfalls die Zeitung austrugen. Jeder hatte einen Bezirk. Anni und ihre Mutter hatten Lindenburg und Gellendorf, wobei Anni in der Augustastraße und der Sophienstraße verteilte und wegen einer einzigen Zeitung bis zur Dünenstraße musste. Es fuhr zwar ein Bus  nach Gellendorf, aber die 15 Pfennige Fahrgeld waren einfach nicht über. Alles wurde zu Fuß gemacht."

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Vorwärts und nicht vergessen

so lautet das Solidaritätslied von Berthold Brecht. Das erfordert Mut zur Besinnung und ermuntert dazu, sich der Zukunft selbstbewusst zu stellen und fordert gleichzeitig zum Brückenschlag in die Vergangenheit auf. Dies sollte auch für die kleine Dokumentation über die Geschichte und die Arbeit der Arbeiterwohlfahrt in der Stadt Rheine in der Zeit von 1923 bis 1933 gelten.

Rudolf Marciniak 

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Zahlreiche Bilder, Dokumente, Protokolle und Unterlagen, Presseberichte aus der Zeit von 1923 bis 1933, die Kurzbiographien von Hermine Walterbach und Jeanette Wolff, die zu dieser Festschrift gehören, sind hier nicht mit aufgeführt.

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